SilvrettAtelier Montafon 2022 im Bildraum Bodensee

In der Bergwelt der Montafoner Silvretta kommen biennal Künstler:innen aus verschiedenen Ländern für zwei Wochen zu einem hochalpinen Kunstsymposium zusammen. Im Sommer 2022 setzten sich neun Kunstschaffende mit den gegebenen geomorphologischen Situationen, den Themen Alpinismus und Seilbahntechnik, der eigenwilligen Atmosphäre des im Sommer großteils geschlossenen Bergrestaurants Nova Stoba auf der Versettla sowie dem persönlichen Natur- und Bergerlebnis künstlerisch auseinander.

Seit 1998 hat Projektleiter Roland Haas das SilvrettAtelier Montafon als wiederkehrendes Kunstsymposium mit internationalem Künstleraustausch weiterentwickelt und überregional etabliert. In Kooperation mit dem Kunstforum Montafon präsentiert der Bildraum Bodensee die in atemberaubender Hochgebirgs-Szenerie entstandenen Werke und Projekte erstmals in einer umfangreichen Ausstellung.

Marc-Alexandre Dumoulin, 1984 in Kanada geboren, studierte an der Concordia University in Montreal, am Central Saint Martins College of Art & Design in London und an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Seine Leidenschaft gilt ganz der Malerei. Die Beziehung von Mensch und Natur, die Suche des Menschen nach seiner Stellung in der Natur sind wiederkehrende Themen in seinem Werk. In seinen Porträts werden nicht nur die äußeren Erscheinungen sichtbar, auch Seele und Charakter der Abgebildeten werden offenbart. Die Naturdarstellungen, ob Landschaft oder Pflanzen, zeigen die Schönheit und Vielfalt unserer Umwelt in fantasievoller Weise. Er versteht es, seine Beobachtungen der Welt um ihn herum in detailreiche Werke zu verwandeln. Dumoulin lebt und arbeitet in Wien.

Hannes Egger, 1981 in Bozen geboren, studierte Philosophie an der Universität Wien und an der La Sapienza-Universität in Rom. Seine künstlerische Praxis ist mit einem im Wesentlichen konzeptuellen Ansatz verbunden, der darauf abzielt, mit der Öffentlichkeit in Kontakt zu treten und mit ihr zu interagieren. Seine Performances, Installationen und partizipativen Projekte laden Menschen ein, eine ungewöhnliche Haltung oder Sichtweise einzunehmen, um über unsere umgebende Realität und die Art und Weise, wie wir die von uns bewohnten Räume teilen, nachzudenken. Sein Kunstbegriff bezieht sich nicht auf ein Werk im traditionellen Sinn, sondern besteht darin, Situationen einer offenen und sich entwickelnden Plattform zu schaffen, um zu sehen, wie sich diese Situationen entwickeln, wenn das Publikum teilnimmt. Egger lebt und arbeitet in Meran.

Das Künstlerpaar Eggert / Ricklefs hat an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg und am Centro de Arte & Comunicação Visual in Lissabon studiert. In ihrer skulpturalen Auseinandersetzung spielt die körperliche Arbeit am Material und die Kontrolle über Formen, Oberflächen und Proportionen eine große Rolle. Ihre mit Leidenschaft fürs Detail ausgeführten Skulpturen und Installationen referieren auf Nutzgegenstände, die jeweils auf industrielle Verfahren, mechanische Abläufe und ihre eigene Materialität verweisen. Während des SilvrettAtelier-Aufenthalts galt das Hauptaugenmerk von Janine Eggert und Philipp Ricklefs der unheimlichen Atmosphäre des stillen, sonst für große Menschenmengen ausgelegten und im Sommer großteils geschlossenen Alpenhotels. Die Wirkung dieses spröden Flairs auf das Künstlerpaar und die aufkeimenden Zweifel an der tatsächlichen Leere resultieren in einem rätselhaft unheimlichen Film. Sie leben und arbeiten in Berlin.

Roland Haas, Mitbegründer des Kunstforum Montafon und Projektleiter der SilvrettAteliers, wurde 1958 in Bludenz geboren und studierte Architektur an der TU Graz sowie Malerei an der Akademie der bildenden Künste in Wien u.a. bei Friedensreich Hundertwasser und Werkerziehung bei Edelbert Köb. Der weit gespannte Bogen seines künstlerischen Schaffens reicht von klassischer und experimenteller Aquarell- und Acrylmalerei bis hin zu Landart. Landschaft und menschliche Intervention in gebirgiger Umgebung sind wiederkehrende Motive in seinem Werk. Als begeisterter Skifahrer und Naturliebhaber vermag er es, die Schönheit der Natur in seiner Kunst zu feiern, obschon seine Werke auch Zeugen einer sich verändernden alpinen Welt sind. Bereits seit den 1990ern greift Roland Haas das derzeit hochaktuelle Thema Gletscherschwund in seiner Arbeit auf und zeigt so sein Engagement für den Erhalt unserer Umwelt. Er lebt und arbeitet in Schruns.

Maria Hanl, 1969 geboren, studierte Kunst an der Akademie der bildenden Künste Wien, an der Slade School of Fine Art in London und Heilpädagogik an der Universität Wien. Aus einer sich stetig verändernden Sicht heraus erforscht die Künstlerin anhand von Objekt- und Videokunst, Fotografie und im Besonderen Grafik Bedingtheiten des Menschen und interessiert sich für das Verhältnis bzw. die Beziehungen zwischen Subjekt und Objekt sowie den Räumen, die sich durch diese Verbindungen entfalten. Ihr künstlerischer Zugang ist eine Art Praxis der Reflexion. Sie ist weniger an Zuständen interessiert als vielmehr an den stetigen Veränderungen, die jedem lebendigen Organismus eingeschrieben sind und an Bedeutungsverschiebungen, die mit diesen Veränderungen einhergehen. Sie lebt und arbeitet in Wien.

Die deutsche Künstlerin Eva-Maria Lopez verbindet in ihrem Werk Natur, Kunst und Wissenschaft auf besondere Weise. Nach ihrem Studium der Agrarwissenschaft an der Universität Kassel und der Kunstakademie Karlsruhe konzentrierte sie sich vorrangig auf Fotografie und Landart. Themen wie Garten, Pflanzen, Ökologie, menschliche Eingriffe in die Natur und urbanes Leben spielen in ihren Werken eine bedeutende Rolle. Die Künstlerin bezieht auch historische Aspekte und soziale Prozesse in ihre Arbeit mit ein. Durch ihre sich selbst auferlegte klare ästhetische Linie entstehen beeindruckende Werke, die eine Synergie aus Kunst, Natur und Wissenschaft darstellen. Im Montafon arbeitete sie erneut mit Landkarten und experimentierte erstmals mit der als Eisenblaudruck bekannten Cyanotypie. Die international tätige Künstlerin lebt und arbeitet in Karlsruhe und Paris.

Lukas Troberg, in München geboren, studierte Architektur an der Universität Stuttgart und Bildhauerei und Multimedia an der Universität für angewandte Kunst Wien. Als ehemaliger Graffiti-Künstler hat er ein starkes Interesse daran, bestehende Systeme zu untergraben oder herauszufordern. Regeln oder Gesetze sind etwas, das als Material verwendet werden sollte, das geändert, interpretiert oder sogar aufgehoben werden kann. Die Themen Eigentum, Identität und Rebellion stehen im Mittelpunkt seiner kreativen Praxis. Eine konzeptionelle Konstruktion wird mithilfe von Wörtern, Linien und Formen visualisiert, die Tiefe verleihen und diese Themen miteinander verbinden. Jedes Werk enthält einen vorgegebenen Weg, eine Dramaturgie, die das Publikum durchläuft. In dieser durchdachten Konstruktion spielt der Zufall keine Rolle. Troberg lebt und arbeitet in Wien und Berlin.

Die im schweizerischen Baar im Kanton Zug geborene Künstlerin Katharina Anna Wieser studierte Kunst und Vermittlung an der Hochschule für Gestaltung und Kunst in Luzern. Sie beschäftigt sich in ihren ortspezifischen Installationen mit der Architektur als Hülle, dem Material, dessen Lichtstimmungen, Proportionen aber auch mit dem geschichtlichen Kontext. Daraus resultieren meist raumgreifende Objekte aus Holz oder Fragmente vergangener Ausstellungen, die durch das Be- oder Umgehen erst greifbar gemacht werden. Einige Installationen dienten als Plattformen von Tanzperformances und Konzerten oder bewegten sich selbst. Nebst vielen Teilnahmen und Realisationen von Kunst und Bauprojekten entstehen im Atelier Holzdrucke und Tuschezeichnungen. Wieser lebt und arbeitet in Basel.

SilvrettAtelier Montafon 2022
31. März bis 12. Mai 2023

Eröffnung: Donnerstag, 30. März, 19 Uhr
Zur Ausstellung spricht Andreas Rudigier, Direktor des Vorarlberg Museum

Führungen mit Roland Haas
Freitag, 14. April, 14 Uhr
Dienstag, 2. Mai, 16 Uhr

Artist Talk
Freitag, 12. Mai, 19 Uhr