Siegfried Fruhauf und Christian Rupp in der Bludenzer Galerie Allerart

Im Rahmen ihrer Serie Künstlerduos und Künstlerpaare zeigt die Bludenzer Galerie Allerart in ihrer nächsten Ausstellung Werke von Siegfried Fruhauf und Christian Rupp. Das Kuriose an dieser Konstellation ist, dass sich die beiden Kunstschaffenden vor diesem Gemeinschaftsprojekt noch gar nicht persönlich gekannt hatten. Kurator Alfred Graf hat die beiden einfach eingeladen, ein gemeinsames Ausstellungsprojekt zu starten und sie haben die Herausforderung angenommen, ohne zu ahnen, was denn da herauskommen könnte.

Der aus Wien stammende Rupp ist eigentlich mit dem Projekt "Artmart" bekanntgeworden. Dabei handelt es sich um eine Art "Verführungskonzept", um Menschen mit dem "Kunst haben wollen" und dem Sammel-Gedanken anzustecken. "Artmart" richtet sich an Leute, die noch jung sind und beispielsweise mit studentischen Budgets auskommen müssen, und aber auch an eine bereits wirtschaftlich stabile Mittelschicht. Rupp hat "Artmart" zusammen mit Lorenz Seidler aufgebaut und betreibt ihn mit diesem seit nunmehr acht Jahren. Die nächste Ausgabe findet von 18. bis 22. November im Wiener Künstlerhaus statt. Da gibt es dann Arbeiten von rund 250 Kunstschaffenden zum Sonderangebot: Alles kostet 80 Euro. Egal ob die Werke von jungen, noch unbekannten Künstlern stammen oder von renommierten. Rupp und Seidler haben dieses Konzept für eine alternative Art des Kunstmarkts aus Griechenland übernommen. Die dortigen Organisatoren sind auch in Wien mit an Bord. Ausserdem gibt es in diesem Jahr Unterstützung vom Mumok (Museum moderner Kunst), der Kunsthalle Wien und der Kunsthalle Krems.

In Bludenz nun zeigt Rupp mehrere Arbeiten aus seinem "Hair"-Zyklus. Ausganspunkt dieses Projekts sind erotische Fotografien mit pornografischen Posen, in denen alles weggelöscht wird bis auf die Körperbehaarung. Man sieht also nur Haare, - das Bild dazu ergibt sich von selbst in der Vorstellung des Betrachters. Der Künstler versucht anhand dieser Serie, das schafartige Herdenverhalten anhand von Körperbehaarung ironisch zu bearbeiten. Während es in den 1970er Jahren möglich war, Körperbehaarungstoupets zu verkaufen, werden heute Umsätze maximiert, indem jede Art von Körperbehaarung in Medien- und Werbeindustrie phobisch präsentiert wird.

In einer zweiten Bildserie, die er mit "Branded – Featured Sponsors" bezeichnet, beschäftigt sich Rupp mit Vermarktungsmechanismen. Bei der Arbeit "da Vinci 4 Nike" etwa hat er den Mund der lächelnden Mona Lisa durch das Logo-Häkchen des Sportartikelgiganten Nike ersetzt. Mit solchen "Featured Sponsors"-Arbeiten spielt der Künstler mit dem Druck des Marktes auf Künstler, "wiedererkennbare" Werke zu machen. Das heisst solche, die sich auf den ersten Blick bereits einem Künstler zuordnen lassen und damit in der Ökonomie der Aufmerksamkeit besser funktionieren. Andererseits nimmt er damit auch den Trend aus Korn, dass die Kultur immer mehr dazu gedrängt wird, sich durch Sponsoren finanzieren zu lassen.

Von "da Vinci 4 Niki" führt letztlich auch der Faden zu Siegfried Fruhauf und dessen Werk "Mona Lisa Dissolution". Dabei dreht es sich um eine Videoinstallation die das Lächeln dieses berühmten Gemäldes mit Bildern aus dem Internet in gewisser Weise reanimiert, Stichwort "das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit". Der österreichische Filmkritiker und Journalist Stefan Grissemann schrieb zu dieser Installation: "Mona Lisa Dissolution heisst eine Produktion, die einen Alten Meister dem Häcksler der neuen Bildbearbeitungsmaschinerie überantwortet. In Fruhaufs Filmen laufen die Bilder, so fest gefügt sie auch scheinen, akut Gefahr, sich an sich selbst zu verlieren."

In den Arbeiten, die Fruhauf für Bludenz ausgewählt hat, ist zweifelsohne auch ein gewisser dadaistischer Zugang ablesbar. Die Werke verstehen sich als eine Auseinandersetzung mit der elektronischen und digitalen Be- und Verarbeitung von Kunstwerken und das mit einem leichten Augenzwinkern, und nicht ganz ironiefrei. Als Überbegriff und Arbeitstitel für diesen Ansatz verwendet der Künstler das Wort "Digidada".

Der in Wien und im oberösterreichischen Heiligenberg lebende Fruhauf, Jahrgang 1976, studierte experimentelle visuelle Gestaltung in Linz und ist gleichermassen im Bereich bildender Kunst als auch im experimentellen Filmschaffen beheimatet. Der Künstler nimmt das Medium Film mitunter so lange auseinander, bis es nur noch als Essenz vorhanden ist. Im Anschluss daran zieht er dann häufig wieder eine narrative Schicht ein. In einem Essay für die Programmzeitschrift der Viennale 2010 konstatierte Fruhauf zum Thema Film: "Durch die technische Aufnahme werden Erlebnisse – persönliche Eindrücke – nicht dauerhafter. Sie bleiben so unhaltbar wie das projiierte Bild, das nichts auf der Leinwand zurücklässt. Doch Film bringt es zustande, uns die Unendlichkeit im Augenblick vermuten zu lassen".


Christian Rupp und Siegfried A. Fruhauf
22. Oktober bis 29. November 2015