Shin-hanga – Japanische Holzschnitte

Die Ausstellung im Kabinett des Museums Franz Gertsch widmet sich japanischen Shin-hanga-Drucken. Diese neue Art des Holzschnitts aus den 1920er bis 1960er Jahren verbindet alte Tradition und Technik mit modernen Motiven, Kompositionen und internationalen Themen. Die Schau konzentriert sich auf ikonische Ansichten der Schweiz und Japans, die von Hiroshi Yoshida (1876–1950) geschaffen wurden, zeigt aber auch Werke anderer Shin-hanga-Künstler, die für ihre innovativen Bilder von Japan bekannt sind.

In den 1920er bis 1960er Jahren wurde in Japan eine neue Art von Holzschnitt, der Shin-hanga, hergestellt. Shin-hanga (wörtlich „neue Holzschnitte”) wurden in Arbeitsteilung zwischen Maler, Schnitzer und Drucker hergestellt, wie es bei den traditionellen japanischen Holzschnitten der Fall ist. Sie gaben dem Holzschnitt, der durch neuere Medien wie die Fotografie und die Lithografie unter Druck geraten war, neue Impulse. Obwohl die Techniken zur Herstellung von Shin-hanga denen des traditionellen Holzschnitts ähnelten, gab es durch die Rezeption westlicher Kunst bedeutende neue Entwicklungen.

Weithin wird dem Verleger Shōzaburō Watanabe (1885–1962) das Verdienst zugeschrieben, diese neue Art von Holzschnitt geschaffen und damit die alte Tradition und Technik des japanischen Holzschnitts gerettet zu haben. Zwar wird seine Rolle als Retter der Tradition mitunter überbewertet, doch zweifellos lenkte er sie in neue Bahnen, indem er zeitgenössische Künstler anstellte, die neue Entwürfe auf der Grundlage ihrer gemalten Kompositionen anfertigten und dabei die alten Techniken des Holzschnitts verwendeten. Zu diesen von Watanabe angeheuerten Künstlern gehörten berühmte Maler wie Goyō Hashiguchi (1880–1921) und Shinsui Itō (1898–1972), die für ihre stimmungsvollen Frauenbilder bekannt sind, sowie Hasui Kawase (1883–1957) und Hiroshi Yoshida (1876–1950), die für ihre romantischen Landschaften bekannt sind. Darüber hinaus arbeitete Watanabe mit Dutzenden anderen Künstlern zusammen, von denen einige bekannter sind als andere.

Diese Ausstellung konzentriert sich auf die von diesen Künstlern geschaffenen Landschaften. Die Künstler waren mit den älteren Landschaftsstilen von Hokusai und Hiroshige nicht mehr zufrieden; sie wollten die Tradition in neue Richtungen führen. Dazu gehörten neue Sujets, neue Kompositionen und neue, internationale Themen. Hiroshi Yoshida reiste beispielsweise auf der Suche nach neuen Themen in den Westen, wie die hier gezeigten Ansichten der Schweiz belegen. Er stellte auch denselben Ort zu verschiedenen Tageszeiten dar – eine Idee, die er von Claude Monet und den Impressionisten übernommen hatte.

Es ist kein Zufall, dass viele Käufer von Shin-hanga westliche Sammler waren – wie beispielsweise Prinzessin Diana und Steve Jobs –, denn die Holzschnitte vermitteln das Gefühl, mit der ganzen Welt zu sprechen, obwohl sie oft Szenen aus dem traditionellen Japan zeigen. So wie Franz Gertsch für seine Holzschnitte japanisches Papier verwendete, wurde die gedruckte Kunst des 20. Jahrhunderts – ob in Japan oder in der Schweiz – in ihren Techniken, Bildern und ihrer Anziehungskraft zutiefst universal.

Diese Ausstellung vereint Bilder aus Japan und der Schweiz im Museum zu Ehren von Franz Gertsch, der ebenfalls beide Regionen überspannt hat. Die Ausstellung konzentriert sich auf die ikonischen Ansichten der Schweiz, die von Yoshida geschaffen wurden, zeigt aber auch andere Shin-hanga-Künstler, die für ihre innovativen Bilder von Japan bekannt sind.

Shin-hanga. Japanische Holzschnitte
Bis 31. August 2025
Kuratiert von Prof. Dr. Hans Bjarne Thomsen