Das Weltmuseum Wien präsentiert mit "Washerwoman" (Wäscherin) erstmals ein Werk der interdisziplinären Künstlerin Shannon Alonzo in Österreich. Sie setzt sich in ihrer Mixed-Media-Skulptur mit dem Thema der meist unsichtbar bleibenden Arbeit von Frauen auseinander. Die lebensgroße gesichtslose Figur aus Harz, Bienenwachs, Wäscheklammern und brauner Baumwolle stellt einen Archetyp der arbeitenden karibischen Frau dar.
Die Künstlerin erforscht mit "Washerwoman" ihre persönliche Geschichte und betont die stille Kraft, die in der anstrengenden häuslichen Arbeit – wie dem Waschen von Kleidungsstücken – steckt und traditionell mit Frauen assoziiert wird. Das Werk aus dem Jahr 2018 ist eine Hommage an Generationen von Frauen, deren Beitrag zu unserem kulturellen Erbe bislang kaum Sichtbarkeit erfahren hat.
Alonzo verbindet in Washerwoman künstlerische Form und soziokulturelle und historische Reflexion auf eindrucksvolle Weise. Ihr Werk regt zum Nachdenken über Rollenbilder, kollektives Gedächtnis und das unsichtbare Fundament gesellschaftlicher Strukturen an.
Sie fertigte Washerwoman im Haus ihrer Großmutter in Trinidad an und das Werk ist damit von der Intimität eines matriarchalischen Dialogs durchdrungen. Alonzo beschreibt ihre Erfahrung bei der Herstellung der Skulptur: „Irgendwie wurde die Wäscherin durch den Entstehungsprozess zu einer alten Freundin. Ich saß bei ihr, setzte Wäscheklammern und modellierte das Wachs. Ich meditierte über ihre Geschichte, die in keinem Buch niedergeschrieben ist, und hoffte, dass sie sich durch den Rhythmus meiner Hände, die mit den ihren arbeiteten, offenbaren könnte. Ich stelle mir Kleidungsstücke als eine Art Zeitkapsel vor: Sie saugen buchstäblich unser Blut, unseren Schweiß und unsere Tränen auf. Sie absorbieren unsere Essenz. Obwohl sie ständig wäscht, kann sie die Überreste der Vergangenheit nicht entfernen, ob sie nun gesehen oder nicht gesehen werden. Washerwoman ist das Ergebnis eines Versuchs, unsere Vorfahren durch die Arbeit unserer Hände kennenzulernen, die sich stillschweigend und über Zeiträume hinweg neben ihnen bewegen. Durch sie erhaschen wir einen Blick auf die alltäglichen Momente der Existenz unserer Vorfahren, die so eng miteinander verwoben sind, dass sie unsere eigene Realität schaffen.“
Shannon Alonzo (geb. 1988, St. Joseph, Trinidad und Tobago) ist eine interdisziplinäre Künstlerin, die sich hauptsächlich auf Zeichnung, Skulptur und Performance konzentriert. In ihrer Arbeit erforscht sie Themen wie kollektive Zugehörigkeit, Ortsverbundenheit und die Bedeutung des Karnevalrituals für das karibische Bewusstsein. Sie arbeitet seit 2011 in verschiedenen Bereichen der Kreativbranche, darunter visuelle Kunst, Kostümdesign und Produktionsdesign.
Die Installation ist bis 5. Oktober 2025 im Theseustempel im Wiener Volksgarten zu besichtigen.
Shannon Alonzo
Washerwoman
Bis 5. Oktober 2025