Wie kaum ein anderer Künstler prägte Sean Scully (*1945 in Dublin) die Auseinandersetzung mit der abstrakten Malerei der Gegenwart. Das Ludwig Museum in Koblenz zeigt nun vom 31. August bis 16. November rund 80 Werke (Zeichnungen, Ölkreiden und Gemälde) des renommierten Gegenwartskünstler – darunter ein ca. 8 m breites Gemälde, das Scully erstmals aus seinem NY-Atelier in Deutschland präsentiert. In der Präsentation werden seine figurativen Arbeiten aus der Frühzeit seines Schaffens mit denen seiner abstrakten Werke in einen Dialog gesetzt.
Sean Scully, der sich während seines Studiums stark an der Malerei des Expressionismus, insbesondere der Brücke-Künstler E. L. Kirchner und Schmidt-Rottluff orientierte, nimmt die reiche europäische Malerei der Moderne, von van Gogh bis Klee, von Delacroix bis Matisse ebenso in sich auf, wie die orientalischen Einflüsse, die er in Marokko Anfang der 1970er Jahre sieht. Noch an der Universität in Amerika begegnet er den Colorfield-Malern: Ad Reinhard, Agnes Martin und Frank Stella. Von Figuration und Farbe kommend, leitet er sein Werk konstant in die Abstraktion und vermag fast nahtlos diese Wandlung zu vollziehen.
Die Ablösung zur Abstraktion geschieht radikal, analytisch, aber zunehmend mit großer Sinnlichkeit. Nass in Nass trägt er die Farbe mit einem Anstreicherpinsel auf die Leinwand. Streifen, mal schmal, mal breit, teils plan aufgetragen, verdichten sich zu abstrakten Kompositionen, deren Ordnung durch die sichtbare Handschrift des Künstlers durchbrochen wird. "Perfekte Bilder sind tote Bilder" kommentiert Scully seine Bilder, die optische Grenzgänger sind und Gesehenes sowie Gefühltes in einem immer noch virulenten Spannungsfeld von Figuration und Abstraktion verbildlichen.
Sean Scully - Figure/Abstract
31. August bis 16. November 2014