Sea of Tranquillity & Staging Views

Hans Op de Beeck (geb. 1969 in Turnhout) verwendet in seinem OEuvre ein breites Spektrum an Medien – er malt, zeichnet, fotografiert, filmt, entwickelt Skulpturen und monumentale Installationen. Ausserdem schreibt er Novellen und entwirft Bühnenbilder. In seinen Parallelwelten schafft er fiktive Orte, Momente und Charaktere, von denen er hofft, dass der Betrachter sie für einen Moment als etwas Reales akzeptiert.

In seinem Spiel mit der Illusion hinterfragt der Künstler das komplexe Verhältnis von Realität und Repräsentation; von dem, was wir sehen und dem, was wir glauben wollen, um mit der eigenen Unzulänglichkeit besser umgehen zu können. Seine suggestiven, visuellen Bildwelten produzieren in uns beunruhigende, melancholische Bilder voller Ambivalenz und spiegeln auf diese Weise die tragisch-komische Absurdität unserer postmodernen Existenz wider.

In der neuen Werkgruppe Sea of Tranquillity thematisiert Op de Beeck die Faszination und Utopie eines luxuriösen Kreuzfahrtschiffes in Anlehnung an historische, gigantische Schiffe, wie die Titanic oder Queen Mary. Dabei hinterfragt er gängige Vorstellungen des Glaubens an eine unfehlbare Technologie. Ebenso veranschaulicht er die Leere hermetischer Konsumwelten mit ihrem Rundum-Service und dem Versprechen eines unbegrenzten Angebotes. Während eines Stipendienaufenthalt in St. Naizaire (F) wurde Op de Beecks Interesse für die Thematik geweckt.

Ihn beeindruckte der Hafen dieser im zweiten Weltkrieg zuletzt befreiten Stadt Frankreichs, in deren Herzen sich eine enorme Werft für deutsche U-Boote befand. Auch wurde dort vor noch nicht langem das grösste Kreuzfahrtschiff der Welt, die Queen Mary 2 gebaut. Diese Eindrücke hat er in der Ausstellung zu einem traumähnlichen Parcours verdichtet: Dabei begegnen der Besucherin oder dem Besucher in verdunkelten Räumen etwa ein Schiffsmodell, ein in Wachs gegossener Kapitän sowie ein Zimmermädchen und schliesslich der halbstündige Film "Sea of Tranquillity". Der Film spielt im Innern eines imaginären Kreuzfahrtschiffes. Lose reihen sich Szenen dieser dekadenten, vielleicht auch dem Untergang geweihten Welt aneinander.

Im zweiten Teil der Thuner Ausstellung zeigt Op de Beeck weitere Arbeiten, die sein vertieftes Interesse an der Panorama-Architektur vergegenwärtigen und so auch einen Dialog mit dem Thun-Panorama schaffen. Das Kunstmuseum Thun zeigt die erste institutionelle Einzelausstellung des belgischen Künstlers in der Schweiz. Sie ist in Zusammenarbeit mit Le Grand Café, Centre d’art contemporain, St. Nazaire (F), ARGOS in Brüssel (B) und CAP in Burgos (E) entstanden.

Hans Op de Beeck
Sea of Tranquillity & Staging Views
11. Juni bis 4. September 2011