Schriftsteller Frederic Morton †

Der in Wien geborene Schriftsteller Frederic Morton ist in der Nacht auf Montag im Alter von 90 Jahren in Wien gestorben. Morton ist mit Werken wie "Die Rothschilds" und "Ewigkeitsgasse" bekannt geworden. Er galt als Meister der sanften Satire, dessen Bestseller es weltweit in die Bücherregale schafften.

1924 als Fritz Mandelbaum in Hernals geboren, musste er mit 15 Jahren aus seiner Heimat flüchten. Die Familie emigrierte zunächst nach London, dann nach New York, wo Morton bis zuletzt lebte. Seinen Durchbruch erlangte er 1962 mit dem Roman "Die Rothschilds", der in 23 Sprachen übersetzt wurde, in mehreren Ländern auf den Bestsellerlisten stand und als Vorlage für ein mit Tony Awards ausgezeichnetes Broadway-Musical diente.

In den Vereinigten Staaten arbeitete der angehende Student der Nahrungsmittelchemie zunächst als Bäcker. Als Literaturstudent an der Columbia University und als Schüler der New School for Social Research in New York kam Mandelbaum mit der deutschsprachigen Exilliteratur in Kontakt. Seit 1947 erschienen literarische und journalistische Arbeiten in Buchform, aber auch in Zeitungen und Magazinen wie "New York Times", "Esquire", "Playboy", "The Atlantic" und "Hudson Review". Zudem unterrichtete er an mehreren Universitäten englische Literatur.

Da mit dem Namen Mandelbaum auch in den USA antisemitische Probleme verbunden waren, hatte sich sein Vater dazu entschlossen, den Familiennamen auf Morton umzuändern.

Was er schreibe, sei der "Versuch, den Ich-besessenen zukunftsbangen Neurosen des 21. Jahrhunderts entgegenzutreten", meinte Morton einmal und wies schon vor Jahren auf "dunkle Aspekte" hin, die sich zunehmend auf Amerika und die übrige Welt auswirkten. Diese dunklen Aspekte finden sich auch in den übrigen Büchern des zweifach für den National Book Award nominierten Autors wieder, der mit psychologischer Einfühlsamkeit und sprachlicher Genauigkeit ein Millionenpublikum erobert hat: "Dunkle Leidenschaften", "Die Affäre Schatten", "Snow Gods" und vor allem auch "Geschichten aus zwei Welten". Nur wenige konnten diese gelebte Ambivalenz ähnlich überzeugend zu Papier bringen.