Das Schauspielhaus Zürich startet mit drei September-Premieren in die neue Theatersaisin.
Am 8. September feiert "Der Junge aus der letzten Reihe" in der Inszenierung von Christiane Jatahy Schweizer Erstaufführung in der Schiffbau-Box. Ein Schüler, der Aufsätze darüber schreibt, wie er in das Haus einer reichen Familie eindringt – und dort zuerst dem Sohn, dann dem Ehemann die Rolle streitig macht. Ein Lehrer, den diese Lektüre so fasziniert, dass er erst zum Mentor, dann zum Komplizen und schliesslich zum Opfer seines Schülers wird. Aus den Aufsätzen des Schülers entstehen Situationen im Haus der Familie, aus den Korrekturen des Lehrers Dialoge der Figuren. In rasanter Szenenfolge vermischt der spanische Dramatiker Juan Mayorga Leben und Literatur, Realität du Fiktion.
Am 9. September findet die Premiere von "Leben des Galilei" unter der Regie von Nicolas Stemann statt. Auf den Tag genau 80 Jahre nach der Uraufführung in Zürich bringt Nicolas Stemann Bertolt Brechts Leben des Galilei zurück auf die Pfauenbühne. Galilei kann es beweisen: Die Erde dreht sich um die Sonne, nicht andersrum. Er bringt sich damit in Opposition zur Obrigkeit, zum Vatikan, wird beinahe zum Revoluzzer. Erst der Moment, da er seine Erkenntnisse öffentlich selbst verleugnet, stellt einen Kompromiss zwischen wissenschaftlicher Praxis und institutioneller politischer Macht her, der die Epoche der Moderne kennzeichnen wird. Was war das: brillante Strategie, versteckter Narzissmus oder Totalversagen? Klimakrise, Krieg, Pandemie: Auch Jahrzehnte später ist der Diskurs zwischen Wissenschaft und Macht, zwischen Erneuerungsverfechter:innen und traditionellen Kräften vergiftet.
Am 28. September ist dann die Uraufführung von "jetzt, jetzt, jetzt" angesagt, der neuesten Arbeit von Suna Gürler. Dort verhandeln 40 junge Menschen auf der Bühne kollektiv die Zukunft. Chaos? Schöpfung? Anbeginn der Welt? Vielleicht von allem etwas. Darum, dass diese Entscheidungen nicht Einzelne fällen, sondern das Kollektiv. Darum, wie schwierig das ist: gemeinsam zu entscheiden. Als Paar, im Verein, auf der Demo. Im Vorstand wie im Bundesrat. Zu zweit, zu dritt, als Gruppe. Auf der Bühne. Als Gesellschaft.