The Saints - Ain´t Them Bodies Saints

Ein kleiner Geniestreich gelang David Lowery mit diesem Mix aus Gangster- und Liebesfilm, eine wunderbar unaufgeregte und tiefmelancholische Texas-Ballade, die in der Tradition amerikanischer Klassiker wie Terrence Malicks "Badlands" steht. Bei Koch-Media ist der betörend schöne Film auf DVD und Blu-ray erschienen.
Lässt der deutsche Titel an einen Actionfilm denken, so schlägt der Originaltitel "Ain´t Them Bodies Saints" schon deutlich poetischere Töne an, obwohl unklar bleibt, wer da die Heiligen sind und um welche Leichen es geht.
Bruchstückhaft skizziert Lowery in seinem in den 1970er Jahre spielenden Film zunächst mit einem Paar auf einem Feld eine Liebesgeschichte, lässt siw junge Frau ihre Schwangerschaft erwähnen und schon zerbricht das Glück mit einem Raubüberfall und dem folgenden Polizeieinsatz: Bob landet für 25 Jahre hinter Gittern, weil er für Ruth die Schuld auf sich nimmt. Sie gebiert in der texanischen Kleinstadt ihr Baby.
Die Parallelmontage und die Briefe, die Bob Ruth schreibt, akzentuieren ihre Trennung. Mit einem Schnitt überspringt der Film mühelos vier Jahre, bis Bob ein Fluchtversuch glückt. Wie den Raubüberfall spart Lowery auch diese Szene aus, lässt nur die Polizei Ruth davon berichten. Das Dramatische interessiert ihn nicht, er erzählt ruhig und wunderbar gelassen statt die Ereignisse aufzuputschen.
Zeit nimmt sich der texanische Regisseur dafür für die Gefühle der Menschen und ihre Beziehungen. Wie eine Ballade oder ein Folksong fließt "Ain´t Them Bodies Sants" ruhig dahin. Souverän werden auch über den starken Soundtrack, bei dem Filmmusik und Songs aus dem Autoradio fließend ineinander übergehen, die paralllelen Handlungsstränge verknüpft und die Bildebene verstärkt.
Wie so einerseits von der Unmöglichkeit eines Neustarts für Bob und Ruth erzählt wird, so auf der anderen Seite vom zögerlichen Annäherungsversuch des Polizisten, der einst von Ruth angeschossen wurde, und auf einer dritten Ebene von einem Freund Bobs, der für den Flüchtling viel riskiert.
Wunderbar beherrscht Lowery in dem von Kameramann Bradford Young in warme Farben und flirrendes Licht getauchten und atmosphärisch dicht in die texanische Provinz eingebetteten Mix aus großer Liebesgeschichte und Gangsterfilm den Rhythmus. Erinnert die Ausgangssituation an Terrence Malicks Frühwerk "Badlands", so knüpft er mit der gleitenden und um die Menschen in freier Natur kreisenden Kamera an Malicks "To the Wonder" an.
Aber auch in der Tradition von Klassikern wie Fritz Langs «You Only Live Once» oder Nicholas Rays «They Live By Night» steht «The Saints» mit dem Motiv vom Traum eines – als Jugendlicher in ein Verbrechen verwickelten - Mannes von einem Zuhause und einem glücklichen Leben mit seiner Familie. Hier freilich ist am Beginn schon alles vorüber, ist die Trennung schon erfolgt und klar, dass sich die Träume und Sehnsüchte von Bob nicht mehr erfüllen werden.
Echt und bewegend kommen diese Gefühlsregungen herüber, nicht ein kühl kalkuliertes Retortenprojekt ist dieser Film, sondern einer bei dem man spürt, mit wie viel Gefühl und Herzblut er gedreht wurde. Dies liegt auch an den Typen, die keine Klischeefiguren sind und intensiv und ehrlich von Stars wie Casey Affleck und Rooney Mara verkörpert werden.
An Sprachversionen bieten die bei Koch Media erschienene DVD und Blu-ray die englische Originalfassung, zu der deutsche Untertitel zugeschaltet werden können, sowie die deutsche Synchronfassung. Die Extras umfassen neben dem amerikanischen und dem deutschen Trailers ein eher unergiebiges zwölfminütiges Feature über die Dreharbeiten, ein kürzeres Feature, in dem sich Lowery, Affleck und Rooney zum Film sowie zu den Figuren äußern sowie eine Sammlung nicht verwendeter Szenen.
Trailer zu "The Saints - Ain´t Them Bodies Saints"