Roundhouse Reverb

Die Kafka-Fragmente op. 24 des ungarischen Komponisten György Kurtág, entstanden 1987, zählen zu den bedeutendsten Werken zeitgenössischer Kammermusik. Der Zyklus für Sopran und Violine basiert auf Satzsplittern und Aphorismen Franz Kafkas. Die Installation "Roundhouse Reverb" lädt die Besucher ein, sich innerhalb einer kreisförmigen Anordnung, die einem Rundlokschuppen nachempfunden ist, zu bewegen und die einstündige Komposition der Kafka-Fragmente zu hören.

Begleitet wird die Musik von Videoclips: Ausgehend vom zentralen Motiv der "Reise" und dem "Weg" in den Kafka-Fragmenten sind die Sopranistin Caroline Melzer und die Violinistin Nurit Stark über mehrere Monate der Gedankenwelt Franz Kafkas und der musikalischen Inspiration György Kurtágs von Berlin über Polen Richtung Russland gefolgt. Die 40 Musikclips zeigen die Künstlerinnen beim Spielen der zum Teil sehr kurzen Fragmente an unterschiedlichen Orten, unter anderem in Eisenbahnen, Rundlokschuppen und Unterführungen.

Dabei löst sich der Osten, den Caroline Melzer und Nurit Stark bereisen, von konkreten Plätzen und driftet ins Imaginäre. So werden die Frauen im Verlauf ihrer Tour manchmal zu Figuren aus Kafkas Welt oder zu Heldinnen des postsowjetischen Alltags. Die filmische Installation erforscht das absurde Potenzial der kafkaschen Textfragmente und benutzt die Architektur der Rundlokschuppen als Drehscheibe durch die Zeit.

György Kurtág, 1926 geboren und in der jüdischen Tradition Budapests aufgewachsen, schuf 1987 die Kafka-Fragmente op. 24. Die 40 zum Teil sehr kurzen Fragmente gehen bis an die Grenze spieltechnischer Möglichkeiten, Violine und Gesangsstimme bewältigen ein enormes Ausdrucksspektrum. Mit »Die Guten gehn im gleichen Schritt« beginnt der Zyklus, eines der zentralen Fragmente trägt den Titel "Der wahre Weg".

Roundhouse Reverb
15. März bis 26. April 2013