Rotationskörper – Das Teilen von Denk- und Schaffensräumen

Ausgangspunkt für die Ausstellung in der Neuen Galerie Graz ist ein künstlerisches Forschungsprojekt, das der Frage nachgeht, was passiert, wenn Schaffens- und Denkräume geteilt werden.

Das Projekt widmet sich der Erforschung neuer und andersartiger Formen der Kollaboration. Die Ausstellung versammelt Objekte und Vorhaben der zwölf Künstler:innen und Forscher:innen, die sich während der Laufzeit des Projekts begegnet sind.

Der geniale Einzelkünstler scheint noch lange nicht ausgedient zu haben. Während es zunächst völlig überzogene Genievorstellungen waren, die diese Idee befeuerten, sind es jetzt ökonomische Überlegungen des Kunstmarktes. Mit der Einzelperson lässt sich effizienter agieren. Kollektive sind weniger leicht fassbar und ihre Inhalte sind oft zu divers – zumindest ist das die landläufige Meinung.
Doch auch die Avantgarde – Dadaismus, Surrealismus, Fluxus etc. – hatte intensive Gruppenaktivitäten. Man war im Zusammenhalt stärker als als Einzelperson. Aktivistische Dynamiken innerhalb der Gegenwartskunst belegen das.

Andererseits gibt es Kunstformen, die ausschließlich im Team funktionieren, wie Theater, Oper und Film, aber auch Wissenschaft und Forschung. Meist passiert das multinational und selbstverständlich. Zusammenschlüsse müssen nicht mehr analog erfolgen. Das Digitale verbindet die Welt und macht sie gleichzeitig ortlos.

Die künstlerischen Praktiken innerhalb der Bildenden Kunst sind unterschiedlich. Paare und Gruppen gab es zwar immer wieder, sie waren jedoch deutlich in der Minderzahl. Derartige Gruppierungen haben oft wie eine Einzelperson agiert – gemeinsam an einem Resultat (Kunstwerk).

Das Kollektiv unter der künstlerischen Leitung von Nayari Castillo und Hans Holger Rutz verhält sich dabei jedoch komplett anders. Für das Projekt „Rotationskörper“, das im Rahmen von „simularr“ (Simultane Ankünfte) stattfindet, wurden per Open Call Künstler:innen aus aller Welt eingeladen, daran teilzunehmen.

Welche neuen Raumtypen entstehen durch die Zusammenkunft und die Bewegung der Teilnehmenden und wie verhalten sie sich zu den Arbeitsumgebungen der Gruppe? Beim Zusammentragen der materiellen Formen und Notationen gemeinsamer Prozesse kann man dem Spiel von Nähe und Ferne zwischen den Individuen sowie dem Wiedererscheinen von Formen und Ideen an unerwarteten Orten beiwohnen.

Gemeinsame Reisen, Zusammenkünfte und Ausstellungen haben diesen Prozess intensiviert. Die Beteiligten haben kollaboriert, regen Austausch gepflegt und gemeinsam Kunstwerke entwickelt. Diese gingen jedoch nicht in der Anonymität der Gruppe unter, sondern blieben Einzelwerke mit klar definierter Autorenschaft. Allerdings waren die anderen Künstler:innen beim jeweiligen künstlerischen Prozess beteiligt.

Die Ausstellung zeigt nun einige dieser Werke und wie sie zusammenwirken, voneinander gelernt wurde und eine völlig alternative Form von Ausstellung geschaffen wurde. „Rotationskörper” repräsentiert das Projekt dabei nicht vollständig, sondern macht eine bestimmte Drehung um dieses herum sichtbar und dabei künstlerische Kristallisationen. Das Kernteam besteht aus der Künstlerin und Molekularbiologin Nayari Castillo, dem Klang- und Digitalkünstler Hans Holger Rutz sowie der Architekturtheoretikerin Franziska Hederer. Forschung und Kunst werden hier auch durch die jeweiligen Ausbildungen und Berufe unterstrichen. Die jeweiligen institutionellen Hintergründe – TU Graz und Privatuniversität für Musik Klagenfurt – waren Partner im Projekt, ebenso wie die Neue Galerie Graz, in der diese Ausstellung im Studio bei freiem Eintritt gezeigt wird.

Es sind folgende Künstler:innen beteiligt: Andrea Bakketun, Susanne Bosch, Nayari Castillo, Miguel Alejandro Castillo Le Maitre, Emma Cocker, Ludvig Elblaus, Caroline Gatt, Franziska Hederer, Daniele Pozzi, Elena Redaelli, Charlotta Ruth, Hans Holger Rutz und Fulya Ucanok.

Webseite zum Projekt: http://www.simularr.net/

Rotationskörper
bis 21. September 2025
Kuratiert von Günther Holler-Schuster
Studio, Neue Galerie Graz