Rosso, Klee, Sonnier & mehr

Ab dem 9. November 2018 haben Kunstfreunde aus aller Welt wieder eine Top-Adresse in Liechtenstein: Zum dritten Mal eröffnet im weiss glänzenden Gebäude der Hilti Art Foundation, das dem Kunstmuseum Liechtenstein angegliedert ist, eine neue Ausstellung. Bis zum 17. März 2019 werden unter dem Titel "Rosso, Klee, Sonnier & mehr" insgesamt 36 Werke aus der Kunstsammlung präsentiert, darunter einige bedeutende Neuerwerbungen.

Von Medardo Rosso (1858–1928) wird u. a. die Bronzeplastik "Malato all’ospedale" zu sehen sein, die Darstellung eines alten, kranken Mannes. Nach Überzeugung des Künstlers kommt es auf den entscheidenden allerersten Eindruck des Betrachters an, in dem die ganze Wahrheit liege. Seine Plastik hat daher auch nur eine Hauptansicht, während die Rückseite bewusst im Rohzustand belassen ist. Denn für Rosso ist das Umschreiten einer Plastik und die Begutachtung aus verschiedenen Blickwinkeln unsinnig – er vergleicht es mit dem sinnlosen Umrunden eines Gemäldes.

Um diese für Rosso charakteristische Denkweise deutlich zu machen, wird aus der vorherigen Ausstellung weiterhin Rossos "Bambino ebreo" zu sehen sein, bei dem die linke wie auch die hintere Seite des Kinderköpfchens "unvollendet" sind. Generell ist es inzwischen ein kuratorisches Stilmittel in den Ausstellungen der Hilti Art Foundation, stets einige Exponate der vorausgegangenen Schau weiterhin zu zeigen. Wie hier bei Rosso werden dadurch Charakteristika des Künstlers dem Besucher besonders deutlich vor Augen geführt. Zudem soll die Präsentation in neuem Umfeld Kunstfreunde anregen, die Werke buchstäblich aus einem anderen Blickwinkel zu sehen.

Von Paul Klee (1879–1940) wird neben anderen Werken "Zank=Duett" aus dem Jahre 1938 zu sehen sein, in dem der Künstler in Öl auf Jute zwei Wesen darstellt, die sich im Zustand äusserster Erregung gegenüberstehen. Typisch für die späte Schaffensperiode Klees ist die stark vereinfachte Linien- und Formensprache, die gerade dadurch der dargestellten Auseinandersetzung Wucht verleiht. Reduzierte Lichtinstallationen sind das Markenzeichen des Amerikaners Keith Sonnier (Jahrgang 1941), der in New York lebt und arbeitet. Glas, Neon, Kabel und Transformatoren verarbeitet er in seinen Werken "Lit Square – right side variation" und "Ba-O-Ba Krefeld IB".

Rosso, Klee, Sonnier: Die Namen der Künstler dokumentieren die Bandbreite an spannender Kunst, die einen Besuch der Ausstellung der Hilti Art Foundation so reizvoll macht. Von der klassischen Moderne bis zur Gegenwartskunst reicht das Spektrum der Künstler, deren Werke für die neue Ausstellung ausgewählt wurden: Unter anderem sind Arbeiten von Pablo Picasso, Piet Mondrian, Henri Matisse, Wilhelm Lehmbruck, Max Beckmann und Wassily Kandinsky zu sehen. Die Gegenwartskunst ist neben Sonnier mit Klaus Staudt und Imi Knoebel vertreten. Dieser Mischung liegt auch der Wunsch von Kurator Uwe Wieczorek zu Grunde, dass jeder Besucher sein persönliches Lieblingswerk finden möge.

Hinzu kommt, dass eine Besichtigung der Ausstellung über drei Ebenen auf insgesamt 410 Quadratmetern Fläche auch unter architektonischen Gesichtspunkten das Zeug zum "Lieblingswerk" hat. Das Treppenhaus begeistert durch eine "Himmelsleiter", die ohne Podest ins erste Obergeschoss und von dort nach einer 180-Grad-Wende ebenso steil und faszinierend ins dritte Obergeschoss führt – ein Highlight in einem Gebäude, das sich ansonsten bewusst zurücknimmt, um allein die Kunst wirken zu lassen. Denn für Michael Hilti, Präsident der Hilti Art Foundation, steht die Benutzerfreundlichkeit über allem: "So ein Gebäude muss vor allem seinen Zweck erfüllen."


Rosso, Klee, Sonnier & mehr
Aus einem anderen Blickwinkel...
9. November 2018 bis 17. März 2019
Vernissage: Do 8. November 18, 18 Uhr