Rosemarie Trockel im Kunstmuseum Bonn

Seit Rosemarie Trockel Anfang der 80er Jahre in Köln und Bonn mit Zeichnungen, Objekten und Strickbildern an die Öffentlichkeit trat, gehört sie zu den bedeutendsten und weltweit anerkannten Künstlerinnen ihrer Generation. Ihr Werk zeichnet sich durch das konsequente Überschreiten von Gattungsgrenzen aus und umfasst heute, neben den berühmten Woll- und Herdplattenbildern, auch Videos, Keramiken und Objektassemblagen.

So beeindruckend diese mediale Vielseitigkeit für sich genommen auch schon sein mag, so sehr bildet doch die Zeichnung eine zentrale Konstante in ihrem Schaffen. Schon zu Schülerzeiten zeichnet sie und spätestens mit dem Studium an den Kölner Werkschulen wird die Gattung zu ihrem persönlichen Leitmedium, mit dem sie sich bis in die jüngste Zeit fortwährend beschäftigt. Von daher spielt die Zeichnung eine für die Entwicklung des Gesamtwerks zentrale Rolle und es überrascht deshalb auch nicht, dass sie als gedanklich-gestalterischer Ausgangspunkt für viele später entstandene Bilder, Objekte, ja sogar Videoarbeiten dient. In diesem Sinn ist sie Triebfeder und Experimentierfeld für ein Werk, das sich seinerseits im Mikrokosmos der Zeichnung spiegelt. Deutlicher vielleicht als in anderen Medien zeigt sich hier die zentrale Motivation für ihr Schaffen, die im Wunsch nach Selbsterkundung und Selbstdefinition liegt.

Die in enger Zusammenarbeit mit der Künstlerin und in Kooperation mit dem Kunstmuseum Basel entwickelte Ausstellung zeigt über 200 Papierarbeiten – Zeichnungen, Collagen und Buchentwürfe – und ist damit die umfassendste Präsentation ihres zeichnerischen Werks. Am "bildmächtigsten" sind vielleicht die Zeichnungen, die experimentellen Charakter tragen, gleichwohl in oft systematischer Weise zentrale Fragestellungen ihres Werks behandeln. So dokumentieren sie thematische Schwerpunkte, wenn Trockel sich in Zeichnungsfolgen etwa mit dem Thema "Maske und Gesicht" oder "Traum und Bewusstsein" auseinandersetzt.

Die Buchentwürfe erproben den Dialog von Bild und Sprache, Bild und Schrift, und besitzen damit diskursive Qualitäten. Vom Grundsatz her suchen sie eine über das singuläre Bild hinausgehende Vertiefung von Inhalten. Erst seit wenigen Jahren ausgestellt, bilden sie eine Art Ideenarchiv, aus dem Rosemarie Trockel bis heute schöpft. Mit den Collagen, die seit dem Jahr 2004 entstehen, hat die Künstlerin eine Form gefunden, ihre Zeichnungen und Dokumente aus verschiedensten Phasen ihrer Arbeit zusammenzufügen und dadurch, unabhängig von einer Chronologie, dauerhafte Konstellationen zu schaffen. Gerade die Collage verdeutlicht damit, dass die Zeichnungen trotz ihrer Autonomie vielfältig mit Trockels sonstigem Schaffen verbunden sind.

Die Ausstellung wurde gemeinsam vom Kunstmuseum Basel und vom Kunstmuseum Bonn organisiert. Im Hatje Cantz Verlag erscheint ein Katalog mit Texten von Christoph Schreier, Anita Haldemann, Brigid Doherty und Gregory Williams.

Rosemarie Trockel
Zeichnungen, Collagen und Buchentwürfe
9. Juni bis 4. September 2011