Roman Pfeffer. brain twister (mazzocchio)

2013 erhielt Roman Pfeffer (*1972 in Vöcklabruck, lebt und arbeitet in Wien) den Hauptpreis – Preis des Landes Tirol – des 33. Österreichischen Grafikwettbewerbs, für seine Serie "Kompositionen (2012/2013)". In seiner Einzelpräsentation mit dem Titel "brain twister (mazzocchio)", die nun parallel zur Ausstellung des 34. Österreichischen Grafikwettbewerbs in der Galerie im Taxispalais zu sehen ist, zeigt er skulpturale Arbeiten, die in Zusammenschau mit der prämierten Serie von 2013 Einblick in seine künstlerische Praxis geben.

"brain twister" – der Titel sowohl der Ausstellung als auch einer der jüngsten Arbeiten von Roman Pfeffer – ist programmatisch für sein künstlerisches Schaffen, er suggeriert ein Durcheinanderwirbeln des Denkens und ist zugleich die umgangssprachliche englische Bezeichnung für ein forderndes Rätsel. Auf subtile Weise stellen Pfeffers Werke, die in den unterschiedlichsten Medien von Grafik, Malerei und Bildhauerei bis hin zu Fotografie oder Video entstehen, vermeintliche Gewissheiten über die Welt, die uns umgibt, in Frage und regen dazu an, Sehgewohnheiten und Denkmuster zu durchbrechen. Dabei demontiert er mit Vorliebe etablierte Ordnungssysteme und Gesetzmäßigkeiten. Die Aneignung und "Umordnung" bestehender Dinge und Strukturen ist sein Leitmotiv und bestimmt auch seine Herangehensweise an die beiden Werkgruppen, die im Zentrum dieser Ausstellung stehen: die grafischen Kompositionen und die skulpturalen Mazzocchios.

In der Werkreihe der Kompositionen bricht Roman Pfeffer die strenge grafische Struktur konventioneller Notenblätter auf, indem er einzelne Zeilen ausschneidet und zu dynamischen Kompositionen neu zusammenfügt. Das Serielle und die vordergründige formale Strenge der Kompositionen ist ebenso ein Charakteristikum von Pfeffers Arbeitsweise wie ein konzeptueller Ansatz, der sich durch ein erzählerisches Moment und immer wieder auch durch eine ironische Distanz auszeichnet.

Seit 2013 beschäftigt sich Roman Pfeffer mit der Form des Mazzocchio, einer polyedrischen, ringförmigen Kopfbedeckung des 15. Jahrhunderts, die vor allem durch den Renaissance-Maler Paolo Uccello bekannt ist, der sie in den Mittelpunkt seiner Studien über Geometrie und Perspektive stellte. Roman Pfeffer überführt dieses Motiv der Kunst- und Kulturgeschichte auf die Ebene des Konzeptuellen und Prozesshaften, indem er die 16 Segmente des Mazzocchio zu immer wieder neuen skulpturalen Formen zusammensetzt. In einer eigens für die Ausstellung geschaffenen Arbeit überträgt er dieses Prinzip auf ein 17,5 m langes Sportruderboot.


Roman Pfeffer. brain twister (mazzocchio)
15. August bis 20. September 2015