Rogue One: A Star Wars Story

"Rogue One" spielt wenige Jahre vor George Lucas´ 1977 entstandenem erstem "Star Wars"-Film und erzählt von der Suche nach den Bauplänen für den Todesstern. Visuell ist das zweifellos spektakulär, doch statt einer ausgefeilten Handlung und markanter Figurenzeichnung dominiert endloses Kampfgetümmel.
"Es war einmal vor langer Zeit in einer weit, weit entfernten Galaxie" – das Vorspanninsert evoziert Märchenstimmung und auch der dafür typische Kampf zwischen Gut und Böse steht natürlich wieder im Zentrum, doch mehr an sehr irdischen Kriegsfilmen als an Märchen oder Science-Fiction orientiert sich "Godzilla"-Regisseur Gareth Edwards.
Am Anfang steht aber eine Szene, die an klassische Western oder auch an Tarantinos "Inglourious Basterds" erinnert: Die Truppen des Imperiums spüren in der Abgeschiedenheit einen als Farmer lebenden Ingenieur (Mads Mikkelsen) und seine Familie auf, töten die Frau, entführen den Mann, während die Tochter entkommen kann.
Vorgezeichnet ist damit, dass dieses Mädchen, das nach einem Schnitt schon eine junge Frau, ist zum Hoffnungsträger der Rebellen werden wird. Mit einigen wilden Haudegen wird sie mit dem Raumschiff "Rogue One" aufbrechen, um die Pläne des von ihrem Vater unter Druck geplanten Todessterns zu stehlen und so die Schwachstelle dieser Superwaffe ausfindig machen zu können.
Zu verschmerzen wäre, dass die Handlung recht vorhersehbar ist. Schwerer wiegt, dass Edwards jeden Pfiff und Charme der Inszenierung vermissen lässt. Während J. J. Abrams bei "Das Erwachen der Macht" lustvoll und gekonnt mit George Lucas´ Ur-"Star Wars" spielte, aber natürlich auch davon profitierte, dass er den ersten "Star Wars"-Film nach zehn Jahren Pause vorlegte, setzt Edwards in seinem nur ein Jahr später folgenden Film auf einen völligen Neuansatz.
Originell mag ja noch sein, eine junge Frau (Felicity Jones) zur Anführerin der Rebellen und Protagonistin zu machen, doch wirklich Profil gewinnt diese Jyn Erso so wenig wie die anderen Figuren. Auch die Beziehung zwischen Jyn und ihrem wichtigsten Helfer, dem Nachrichtenoffizier Cassian Andor (Diego Luna), bleibt blass. Ein Android darf auch nicht fehlen, doch dieser entwickelt nie den Witz der legendären R2D2 und C3PO, die nur in einer kurzen Szene zu sehen sind.
Grau ist nicht nur dieser Helfer der Rebellen, sondern die ganze Sternenwelt ist hier vielfach in schmutziges Grau getaucht. Düstere Stimmung evoziert Edwards damit, doch wirkt das alles auf die Dauer auch ziemlich öde. Wie bei der Figurenzeichnung, fehlen auch bei der Schilderung der Schauplätze und bei der Handlungsentwicklung Detailfreude, Abstufungen und Schattierungen.
Hier werden bombastische Schlachten hingeklatscht, doch wirklich entwickelt wird kaum etwas. Im Gedächtnis hängen bleibt zwar ein blinder Jedi, der mit seinen laserfreien Schwertkampfkünsten Martial-Arts-Stimmung in das Sternenabenteuer bringt, doch Edwards verlässt sich zu sehr auf das äußere Spektakel. Ganz im Gegensatz zu seinem Monsterfilm "Godzilla", der auch durch die spürbare Liebe zum japanischen Original überzeugte, wirkt "Rogue One" wie ein kaltes Routineprojekt.
Leidlich unterhaltsam ist das mit seinen spektakulären Flugszenen, Gefechten und Kulissen immer noch, doch die Ausrichtung auf einen harten Kriegsfilm kann nicht überzeugen. Zu Land und in der Luft wird da zwar gekämpft, aber zu distanziert ist Edwards Erzählweise und zu realitätsfern letztlich wohl auch das Sternenabenteuer, als dass "Rogue One" die physische Kraft eines richtigen Kriegsfilm entwickeln könnte.
So fällt der achte "Star Wars"-Film zwischen den Genres durch den Rost und erschöpft sich in einer hohlen Materialschlacht. Wenn in der letzten Einstellung mit einer alten "Star Wars"-Bekannten der Bogen zum Original von 1977 geschlagen wird und von der Hoffnung gesprochen wird, dann gilt dies auch für die Serie an sich: Immer noch bleibt die Hoffnung, dass die Macher mit "Episode IX", die 2019 in die Kinos kommen soll, etwas Neues erfinden und wieder überraschen.
Läuft derzeit in den Kinos
Trailer zu "Rogue One: A Star Wars Story"
Die Meinung von Gastautoren muss nicht mit der Meinung der Redaktion übereinstimmen. (red)