Robin Hood - Von Douglas Fairbanks bis Russell Crowe

26. April 2010 Walter Gasperi
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Seit der Stummfilmzeit erfreut sich die Legende von Robin Hood bei Filmproduzenten und Regisseuren größter Beliebtheit. Von Douglas Fairbanks bis Russell Crowe spannt sich der Bogen der Stars, die den edlen Räuber von Sherwood Forest spielten. Ein fixes Repertoire an Figuren und Szenen kennzeichnet die meisten Verfilmungen, aber es gibt auch einige Ausreißer.

Allein vor 1920 soll sich fast ein halbes Dutzend Stummfilme der Abenteuer des begnadeten Bogenschützen aus dem Sherwood Forest, dessen Legende im 14. Jahrhundert entstand, gewidmet haben. Maßstäbe für weitere Robin Hood-Filme setzten dann aber 1922 Allan Dwan und sein produzierender Hauptdarsteller Douglas Fairbanks.

Ritterlichkeit verleiht Fairbanks diesem Sozialbanditen, der mit seinen Gefährten die Reichen beraubt und die Not leidende Bevölkerung unterstützt. Der Handlungsführung wird Skizzenhaftigkeit vorgeworfen, die Ausstattung freilich, die diesen Film mit 1,4 Millionen Dollar Produktionskosten zum teuersten seiner Zeit machten, und die Aura Fairbanks, der spektakuläre Stunts selbst durchführte, werden gerühmt.

Noch nachhaltiger als diese Version hat sich aber wohl Errol Flynn mit seiner Interpretation von Robin Hood ins Gedächtnis der Zuschauer gespielt. Die brillante – damals noch neue – Farbfotografie, die großartige Musik von Erich Wolfgang Korngold und Michael Curtiz souveräne Balance zwischen Komödie und Abenteuer, zwischen Humor und Spannung, dazu noch eine Prise Liebesgeschichte machten "The Adventures of Robin Hood" (1938) zu einem zeitlosen Klassiker. Dazu kommt natürlich die Ausstrahlung Flynns, seine Mischung aus Charme und Draufgängertum. Bei Flynn/Curtiz äußert sich das Freiheitsstreben Robin Hoods direkt in Inszenierung und Spiel, in der Leichtigkeit der Erzählweise und dem Spielerisch-Eleganten der Kämpfe.

Auch weil man sich vielfach bewusst war, dass man an diese Meisterleistung kaum anknüpfen konnte, rückte man speziell in den Versionen der 40er und 50er Jahre einen Sohn Robin Hoods in den Mittelpunkt. In George Shermans "The Bandit of Sherwood Forest" (1946) ruft dieser Sohn, nachdem der Familie wiederum Unrecht zugefügt worden war, seine "merrie men" erneut zusammen. In "Rogues of Sherwood Forest" (1950) von Gordon Douglas setzt Robin jr. dagegen von König John die Unterzeichnung der Magna Charta durch. Auffallend ist, dass bei diesen Filmen, obwohl der Sohn an die Stelle des Vaters tritt, das love interest mit Lady Marian das gleiche bleibt.

Wenig überraschen kann, dass sich einer solchen Figur, zu der man beliebig viele Abenteuer erfinden kann, rasch das aufkommende Fernsehen annahm. So entstanden zwischen 1955 und 1958 in England 165 Folgen der TV-Serie "The Adventures of Robin Hood", die neue Buch- und Comicversionen nach sich zogen. Auch die auf Horrorfilme spezialisierten Hammer Productions nahmen sich dreimal des Stoffes an.

Entfernten sich schon die TV-Serie und die Hammer-Filme von der klassischen Legende, so blieb bei den italienischen Robin Hood-Filmen der 60er Jahre im Grunde nur noch der Titelheld vom Original übrig. Wie frei man mit dem Stoff umging, lässt sich schon an Titeln wie "Robin Hood und die Piraten" (Giorgio Simonelli, 1960) oder "Robin Hood in der Stadt des Todes" (Umberto Lenzi, 1962) ablesen. Dazu kam bei diesen Filmen, die in der Tradition der naiven italienischen Antikfilme dieser Zeit standen, ab etwa 1970 ein derb komödiantischer Zug.

Auch die Disney Studios kamen an diesem populären Stoff freilich nicht vorbei. Nachdem schon 1952 Ken Annakin für Disney mit "The Story of Robin Hood and his Merrie Man" (1952) einen Realfilm gedreht hatte, folgte 1969 unter der Leitung von Wolfgang Reitherman eine Zeichtrickversion. Gemeinsam ist beiden Adaptionen, dass im Sinne von kindgerechter Unterhaltung auf Gewaltszenen weitgehend verzichtet wurde.

Analog zum Spätwestern und zum Niedergang des Genrekinos erfuhr auch dieses Subgenre einen melancholischen Abgesang mit Richard Lesters "Robin and Marian" (1975). Die Handlung spielt 20 Jahre nach der Rückkehr König Richards, als Robin und Little John nach der Rückkehr von einem neuerlichen Kreuzzug wiederum in einen Konflikt mit dem Sheriff von Nottingham geraten. Nicht als tollkühner Bandit, sondern als desillusionierter gealterter Mann wird Robin Hood hier gezeichnet.

Zu dieser Entmythisierung gehört auch die von Mel Brooks produzierte TV-Serie "Robi Robi Robin Hood" (1975), in der der Mythos persifliert wurde. Nochmals hat Brooks diese Richtung 1993 mit "Mel Brooks´ Robin Hood – Helden in Strumpfhosen"“ aufgenommen, in der er auch Teile der TV-Serie wiederaufbereitete. Auch in den 80er Jahren bestimmte Fernsehklamauk ("Die verrückten Abenteuer des Robin Hood", 1984) und Modernisierung als New-Age-Fantasyserie ("Robin of Sherwood", 1984-86) das Bild. Und wenig verwunderlich ist auch, dass zwischen 1990 und 1992 zu diesem ganz und gar westlichen Stoff eine japanische Animé-Serie entstand.

In die Gegenrichtung schlug das Pendel aber 1991 aus, als sich fast gleichzeitig Kevin Costner zusammen mit Kevin Reynolds mit "Robin Hood: Prince of Thieves" und John Irvin mit "Robin Hood – Ein Leben für Richard Löwenherz" wieder ernsthaft und klassisch mit der Legende auseinandersetzten.

Prototypisch steht so die Entwicklung des Robin-Hood-Mythos im Kino für die Geschichte anderer Figuren oder auch Genres wie des Monumentalfilms und des Western, bei denen ebenfalls auf die ernsthafte Auseinandersetzung bis in die 50er Jahre in den 60er bis 80er Jahren eine Vulgarisierung und Parodierung folte, ehe sie in den 90ern und den 2000ern ein Comeback in zwar technisch den heutigen filmischen Möglichkeiten angepasster, aber inhaltlich klassischer Form ein Revival erlebten.

Gespannt sein darf man also, ob Ridley Scott hier wiederum wie schon vor beinahe 10 Jahren mit "Gladiator" nicht nur die Wiederbelebung einer Kinofigur, sondern auch eines Mittelalter-Booms im Kino gelingt.

Trailer zu "The Adventures of Robin Hood" (1938)