Road Kill - Martina Morger im Kunstraum Remise Bludenz

Für die nächste Ausstellung im Kunstraum Remise bringt die kuratierende Künstlerin Luka Berchtold mit der 1989 in Vaduz geborenen Performance- und Multimediakünstlerin Martina Morger eine Kunstschaffende nach Bludenz, die aktuell zu den Shootingstars der Schweizer und liechtensteinischen Kunstszene zählt. 2019 etwa vertrat Morger Liechtenstein bei der 58. Biennale von Venedig, 2021 erhielt sie für ihre Videoperformance „Lèche Vitrines“ den renommierten Manor-Kunstpreis, der auch eine Einzelausstellung im Kunstmuseum St. Gallen beinhaltete. Im Frühling dieses Jahres war die Multimediakünstlerin bereits mit der vielbeachteten Installation „Bella Bells“ in der Johanniterkirche Feldkirch vertreten, wo sie in der archäologischen Ausgrabungsstätte der Kirche ein Feld mit einer Vielzahl von Glocken auslegte.

Für den Kunstraum Remise in Bludenz hat Martina Morger unter dem Titel „Road Kill“ eine völlig neue Werkserie begonnen. Anhand einer raumgreifenden Installation aus verschiedenen Wand- und Bodenobjekten, Soundcollagen und Videoprojektionen unterzieht sie Themenkomplexe wie die Automobilindustrie, die Mobilität sowie die Trauerkultur einer kritischen Betrachtung. Die (Auto-)Mobilität ist voller Widersprüche: Einerseits bietet sie dem Einzelnen Unabhängigkeit und Freiheit, andererseits hat sie negative Auswirkungen auf Landschaft, Luft sowie Flora und Fauna. Martina Morger erklärt: „Vor allem in ländlichen Gegenden wie zum Beispiel der Rheintalregion sind Mobilitäts- und Lieferinfrastrukturen sowohl im professionellen als auch im privaten Bereich essenziell für das tägliche Leben. Die inhärenten Widersprüche zwischen Freiheit und Tod, Zugänglichkeit und Zerstörung, Luxus und Notwendigkeit, Abgrenzung und Anbindung, Innovation und Zerklüftung zwingen uns dazu, Mobilität in einem kritischen Licht zu betrachten.“

„Roadkill“ bezeichnet per Definition alle Tiere, die im Straßenverkehr zu Tode gekommen sind, aber auch das Geschehen des Totfahrens selbst. Straßen durchschneiden die Lebensräume vieler Tierarten. Tiere überqueren Straßen auf der Suche nach Nahrung, einem Paarungspartner oder während ihrer saisonalen Wanderungen, wie etwa Kröten im Frühjahr. Besonders betroffen sind Tierarten, die solche Wanderungen regelmäßig durchführen.
Nach Ansicht der Künstlerin erzählt „Road Kill“ vom „territorialen Trauma in Zeiten des Anthropozäns“. Mobilität in all ihren Auswirkungen betreffe alle Lebewesen. Morger betont: „Mobilität ist eine strukturelle Form von Macht, deren Auswirkungen stärker bewusst gemacht werden müssen.“

In der Ausstellung in Bludenz will die Liechtensteinerin mit Darstellungen von Autobahnpflanzen, verlassenen Autobahnkapellen, Traumlandschaften und Wildtierrouten Themen wie Lärm- und Lichtverschmutzung, Einschränkung der Tiermigration, Bewegung als Notwendigkeit, Ökoapokalypse, anthropozäne Dominanz und die Propaganda der Autoabhängigkeit einbeziehen und die Besucher darauf sensibilisieren. Die Ästhetiken der verschiedenen Werke sollen ineinandergreifen und ein Gesamtbild aus den Fragmenten entstehen lassen. Morger: „Wie ein Autounfall, der in seinen Teilen rekonstruiert werden muss.“

Martina Morger: „Road Kill“
15. November bis 29. Dezember
Eröffnung: 14. November, 20.00 Uhr
Mi-Sa, So u. Fe 15-18