Richard Strauss' Rosenkavalier ohne Zuckerguss
Der "Rosenkavalier" steht für das große Welttheater des bürgerlichen "Fin de siècle". Wie ein Panoptikum der Moderne wirkt dieses Werk, in dem die Themen des angehenden 20. Jahrhunderts mit der Epoche des 18. Jahrhunderts konfrontiert und Fallstudien einer sich verändernden Zeit betrieben werden. Die in Anlehnung an Beaumarchais und Mozart konstruierte Dramaturgie der Oper setzt der Schöpfer von "Elektra" und "Salome" virtuos in Szene und die "Komödie für Musik" scheut nicht das Kostüm des Rokoko.
Der erste Akt beginnt mit einer pikanten Szene zwischen Octavian und der Feldmarschallin, deren viel jüngerer Geliebter er ist. Das Liebesspiel zwischen "Quinquin" und der Marschallin endet abrupt, als an die Tür ihres Gemachs geklopft wird. Sie befürchtet, ihr Ehemann sei unerwartet angereist; es ist jedoch nur ihr Vetter Baron Ochs. Dieser tritt ein und findet neben der Marschallin den jungen Octavian, der sich in der Eile als Kammerzofe verkleidet hat. Octavian kann sich der Zudringlichkeiten des Barons kaum erwehren.
Der Baron prahlt mit seiner unersättlichen Begierde. Er beabsichtigt, die junge Sophie zu heiraten; die Feldmarschallin bietet ihm Octavian – von dessen Gegenwart der Baron nichts ahnt – als Bräutigamsaufführer (der "Rosenkavalier") an. In diesen Handlungsablauf eingeflochten ist der morgendliche Empfang im Schlafgemach der Feldmarschallin mit einem großen Durcheinander von Bittstellern, Intriganten, Personal und anderen, was durch ein wundervolles Quodlibet gestaltet ist.
Der zweite Akt beginnt im Hause des Herrn von Faninal. Seine Tochter Sophie bereitet sich auf die Ankunft des Rosenkavaliers vor, der ihr zeremoniell eine silberne Rose überbringen soll und damit die Ankunft des Bräutigams ankündigt. Der Rosenkavalier ist Octavian; als er Sophie gegenübersteht, verliebt er sich in sie. Der Baron tritt auf; sein Benehmen ist rüpelhaft und stößt Sophie, die seine Braut werden soll, eher ab.
Als sich Octavian und Sophie heimlich küssen, werden sie von einem italienischen Intrigantenpärchen verraten. Der Baron ist darüber nicht bekümmert, doch Octavian fordert ihn auf, von Sophie abzulassen. Schließlich verletzt er den Baron mit dem Degen. Sophies Vater greift ein und droht, sie bei weiterer Weigerung, den Baron zu heiraten, auf Lebenszeit ins Kloster zu schicken.
Im dritten Akt stellen Octavian und die Italiener, die das Paar zuvor verraten hatten, dem Baron eine Falle. In einem Wirtshaus soll der Baron die hübsche Kammerzofe der Marschallin zum Stelldichein treffen. Deren Ähnlichkeit mit Octavian verwirrt ihn; als dann eine Frau mit vier Kindern auftritt, die, wie sie behauptet, die seinen sein sollen, und der Kommissar der Sittenpolizei gerufen wird, verliert er völlig die Fassung. Schließlich treten Sophie und ihr Vater sowie die Feldmarschallin auf; der Fall wird aufgedeckt und der Baron davongejagt. Der Feldmarschallin bleibt nichts übrig, als Octavian freizugeben (was sie bereits zum Ende des ersten Akts ahnte). Dieser und Sophie sind nun frei für die Ehe. Ob sie heiraten werden, bleibt offen.
In dem 1911 für Salzburg komponierten Werk vereinen sich einmal mehr die Tonsprache von Richard Strauss und die Worte Hugo von Hofmannsthals: Im "Rosenkavalier" zeigt sich die theatralische Sendung zweier kongenialer Künstler, welche die ureigensten Gesetze der Kunstform Oper in die Gegenwart transponieren und diese in das 20. Jahrhundert hinüberzuretten suchen.
Der Rosenkavalier von Richard Strauss
Musikalische Leitung: Manfred Honeck
Regie: Stefan Herheim
Premiere: 1. November 2009
Weitere Termine:
5./ 11./ 15. November 09
13./ 23./ 27. Dezember 09
3./ 10. Januar 10
- /