Richard Serra - Druckgrafik, Zeichnung

Richard Serra – bei diesem Namen denkt man in erster Linie an monumentale und raumgreifende Skulpturen aus Stahl. Der international bedeutende Künstler hat in den sechziger Jahren – zusammen mit anderen Künstlern seiner Generation – die moderne Skulptur revolutioniert und immer wieder für Aufsehen und Begeisterung gesorgt. Was Serra für die Skulptur geleistet hat, hat er ebenso für die Zeichnung und für die Druckgrafik getan. Das Museum für Gegenwartskunst Siegen zeigt noch bis 18. Mai 08 fünfzig seiner Druckgrafiken und Zeichnungen .

Die raumgreifenden Arbeiten auf Papier und Leinwand sind teilweise von überwältigender Größe und entfalten eine ähnliche Wucht wie seine Skulpturen. Es handelt sich dabei nicht um Entwurfszeichnungen, also Bildhauerzeichnungen im klassischen Sinne, sondern um autonome und eigenständige Werke. Allerdings sind Bezüge zu seinen Skulpturen nicht zu übersehen. Während diese den architektonischen Raum definieren, sitzen die Kreise, Quadrate und Flächen massiv im Zeichnungsgrund und scheinen ihn zu sprengen. Serra verwendet ausschließlich die Farbe schwarz, um jegliche Assoziation an Farbbedeutungen zu vermeiden.

Das Medium Druckgrafik beinhaltet immer auch die Möglichkeit der Vervielfältigung. Darum geht es Serra nicht in erster Linie. Ihn interessieren die technischen Bedingungen der Lithografie, des Holzdrucks oder der Radierung. Er experimentiert mit ihnen, seinen Drucken haftet eine starke haptische Qualität an. Die physische Eigenschaft der Druckfarbe und des speziell für ihn handgeschöpften Papiers tritt kraftvoll hervor.

Richard Serra ist in besonderer Weise mit der Siegerländer Region verbunden. Seine riesigen, gebogenen Skulpturen werden bei dem auf Eisenverarbeitung spezialisierten Betrieb Pickhan in Siegen-Geisweid hergestellt. Inzwischen sind es über 50 Stück.

Serra hatte zuvor weltweit nach einem Unternehmen gesucht, das in der Lage war, seine komplizierten Entwürfe umzusetzen, so wie die aus mehreren großen Stahlplatten zusammengesetzte Arbeit "Matter of Time" für das Guggenheim Museum in Bilbao. Ein Dokumentarfilm von Maria Anna Tappeiner zeigt die Skulptur während der Produktion, ihren Transport auf riesigen Tiefladern und ihre Installation in Bilbao. Ihr Film "Sehen ist Denken" ergründet in ausführlichen Gesprächen die Intentionen von Richard Serra.

Im Rahmen der Ausstellung geben zwei Exkursionen zur Firma Pickhan einen Einblick in die Herstellung der Skulpturen. Vom 6. bis 8. Juni 08 bietet das Museum darüber hinaus eine Reise nach Paris zur "Monumenta" an, die Richard Serra in diesem Jahr im Grand Palais eine Plattform bietet. Die neue spektakuläre Ausstellungsreihe soll einmal jährlich die Begegnung zwischen einem international bekannten Künstler und dem imposanten Bauwerk herstellen. Richard Serra wird den Grand Palais vom 7. Mai bis 15. Juni 2008 bespielen.


Katalog: Richard Serra, Druckgrafik, Zeichnung. Eva Schmidt (Hrsg.), mit Texten von Eva Schmidt und Erich Franz, 56 Seiten, 13 Farbabbildungen, mit 4 Aufklapptafeln, deutsch/englisch. 12 Euro

Richard Serra - Druckgrafik, Zeichnung
17. Februar bis 18. Mai 2008