Retrospektive - Suzanne Duchamp

Das Kunsthaus Zürich zeigt die erste umfassende Retrospektive von Suzanne Duchamp. Ihre Verschränkung von poetischen Bildtiteln wie "Fabrik meiner Gedanken" mit grafisch einprägsamen und dennoch minimalistischen Kompositionen hat Kunstgeschichte geschrieben und inspiriert bis heute. Trotz ihrer Zugehörigkeit zu einer der berühmtesten Künstlerfamilien ist ihr Werk einer breiten Öffentlichkeit bislang weitgehend verborgen geblieben.

Die Dadaistin und Malerin Suzanne Duchamp (1889, Blainville-Crevon - 1963, Neuilly-sur-Seine) hat ein vielfältiges Werk hinterlassen. Sie war eng mit den Avantgardebewegungen ihrer Zeit verbunden und hat die Kunstgeschichte mit ihren eigenen Ansätzen geprägt. Als Schwester von Marcel Duchamp, Raymond Duchamp-Villon und Jacques Villon stand sie in engem Kontakt mit ihren Brüdern. 1919 heiratete sie den Schweizer Künstler Jean Crotti, mit dem sie bis zu dessen Tod immer wieder zusammenarbeitete.

Duchamp beschritt in ihrer Kunst viele Wege. Zunächst untersuchte sie in Paris im Rahmen der kubistischen Bewegung die Fragmentierung von häuslichen Interieurs und Stadtlandschaften, bevor sie sich dem Dadaismus zuwandte. Ihre Werke verbinden Malerei und Poesie und experimentieren mit verschiedenen Medien und Materialien. Während sie ihre Malerei in den 1910er Jahren zunehmend in Richtung Abstraktion entwickelte, blieb sie stets visuellen Bezügen treu, die sie durch geheimnisvolle Titel verstärkte. 1922 vollzog sie aus unbekannten Gründen einen unerwarteten Bruch mit Dada und wandte sich einer figurativen Malerei mit oft ironischen Untertönen zu. In den folgenden Jahrzehnten entsteht ein motivisch breit gefächertes Werk, das einen experimentellen Umgang mit Pigmenten und der Zeichnung als strukturgebendem Element erkennen lässt. 1949 beschrieb ihre Freundin Katherine S. Dreier als "halb abstrakte Malerin" - eine treffende Beschreibung für ein Werk, das sich keinen kunsthistorischen Konventionen unterwirft.

Die Retrospektive verbindet Duchamps Dada-Werke mit ihren früheren und späteren Schaffensphasen. Gastkuratorin Talia Kwartler hat sich sieben Jahre lang intensiv mit Duchamp beschäftigt und am University College London über diese Künstlerin promoviert. 2024 erhielt sie einen Lehrauftrag an der Universität Zürich zum Thema Frauen in der Dada-Bewegung.

Retrospektive - Suzanne Duchamp
bis 7. September 2025