Die Kunsthalle Wien zeigt eine Retrospektive der französischen Künstlerin Nicola L. (1932–2018). Die Schau umfasst Skulpturen, Performances, Gemälde, Collagen und Filme aus den Jahren 1964 bis 2014 und vereint Leihgaben aus öffentlichen und privaten Sammlungen in Europa und den USA. Präsentiert wird die Ausstellung in Zusammenarbeit mit dem Camden Art Centre in London, dem Frac Bretagne in Rennes und dem Museion – Museum für Moderne und Zeitgenössische Kunst in Bozen. Es handelt sich um die erste umfassende Schau von Nicola L. in Europa sowie die erste monografische Ausstellung, die ihrem Werk in Österreich gewidmet ist.
Nicola L., die im Zusammenhang mit Strömungen wie der Pop-Art, dem Nouveau Réalisme, dem Feminismus oder der angewandten Kunst und dem Design gefeiert wurde, hat sich in ihrem umfangreichen Werk mit verschiedenen Themen wie Kosmologie, Umweltfragen, Spiritualität, Sexualität, Aktivismus und politischem Widerstand auseinandergesetzt. Ihr Schaffen lässt häufig die Grenzen zwischen Körper und Raum verschwimmen. Es zeichnet sich durch Witz, Verspieltheit und Subversion aus und entzieht sich dabei entschieden einer Kategorisierung, während es mehrere Disziplinen einschließt.
Die Ausstellung beinhaltet eine Reihe von Pénétrables-Skulpturen. Diese Textilskulpturen waren ursprünglich als partizipatorische Werke konzipiert, in deren Öffnungen Menschen ihre Gliedmaßen oder Köpfe stecken konnten. Dabei bildeten gelegentlich mehrere Akteur:innen einen einzigen Organismus. Diese Geste, verschiedene Menschen in „einer Haut“ zusammenzubringen, war politisch intendiert. Zu sehen sind Archivmaterial und Fotografien von mehreren Performances, darunter „The Red Coat”, das zwischen 1970 und 2009 wiederholt an verschiedenen Orten auf der ganzen Welt aufgeführt wurde. Andere Exponate dokumentieren Performances von „The Blue Cape” zwischen 2002 und 2008 sowie von „The Secession Evolution Flag”, die 2009 in der Secession in Wien aufgeführt wurde.
Zudem wird die Rekonstruktion der großformatigen Installation „Chambre en Fourrure” (Pelzzimmer) aus dem Jahr 1969 präsentiert. Die etwa 3 m × 5 m × 4 m große Struktur kombiniert lila Kunstpelz, Reißverschlüsse und eine Metallkonstruktion zu einem freistehenden Raum, der betreten werden kann. Das im Jahr 2020 rekonstruierte Werk ermöglicht es den Ausstellungsbesucher:innen, mit der Skulptur von Nicola L. so zu interagieren, wie es die Künstlerin beabsichtigte.
Zu sehen sind auch einige funktionale Objekte wie Lampen, Sofas und Kommoden. Eine Reihe bemalter Holzschränke erscheint wie die Silhouette eines weiblichen Torsos. Steh- und Wandlampen nehmen die Form eines Auges an, ein Couchtisch beschreibt die Umrisse eines Frauenkörpers und ein Sofa sieht aus wie ein Kopf im Profil. Weiche, biegsame Skulpturen erscheinen wie Füße und fragmentierte Körper. Vergrößert und mit farbigem Vinyl und Pelz gepolstert, sind diese taktilen Objekte von einer politischen Botschaft durchdrungen, die Gleichheit, Kollektivität und den Platz der Frau in Haus und Gesellschaft betont. Die Identifikation der Künstlerin mit feministischer Politik zeigt sich auch in der Werkgruppe „Femme Fatale” (1995). Sie besteht aus Gemälden und Collagen auf Bettlaken, die eine Hommage an Frauen wie Eva Hesse, Marilyn Monroe, Billie Holiday und Ulrike Meinhof darstellen, deren Leben tragisch oder gewaltsam endete.
In der Ausstellung werden auch Filme gezeigt, die die Künstlerin ab 1977 drehte. Eine Reihe von Dokumentarfilmen befasst sich mit den unterschiedlichsten Themen, darunter der Aktivist Abbie Hoffman, die Punk-Rock-Band Bad Brains und das Chelsea Hotel, in dem Nicola L. zwischen 1989 und 2017 wohnte.
Nicola L.
27. Juni bis 14. September 2025