Retrospektive Marina Abramović

Marina Abramović gilt als Begründerin der modernen Performancekunst und hat mit ihren legendären Auftritten Kunstgeschichte geschrieben. Beginnend im Belgrad der frühen 1970er-Jahre hat sie im Verlauf ihrer mehr als 50 Jahre umspannenden Karriere die Performance als Spielart der bildenden Kunst etabliert. Bereits 1978 trat sie beim Internationalen Performance Festival in Wien auf.

Die in Kooperation mit dem Kunstforum Wien entstandene Ausstellung in der Albertina Modern gibt einen umfangreichen Überblick über das Werk Marina Abramovićs (geb. 1946 in Belgrad). Als Schwerpunkt der Präsentation werden über die gesamte Laufzeit hinweg täglich Reenactments der historischen Performances zu sehen sein. Die Performancekunst hat in Wien eine lange Tradition, die bekannteste Ausprägung ist der Aktionismus.

In Marina Abramovićs früher Performanceserie „Rhythm” verband sie Konzept mit Körperlichkeit, Ausdauer mit Empathie, Mittäterschaft mit Kontrollverlust sowie Passivität mit Gefahr. Bereits darin ging es um Zeit, Stille, Energie und das übersteigerte Bewusstsein, das durch Langzeitperformances entsteht – Themen, die sich durch Abramović’ gesamtes Schaffen ziehen. Ihr Körper war ihr Subjekt und zugleich ihr Medium. Indem sie sich Schmerz, totaler Erschöpfung und Gefahr aussetzte, testete sie ihre physischen und psychischen Grenzen aus – immer auf der Suche nach emotionaler und spiritueller Transformation.

Von 1976 bis 1988 performte sie zusammen mit ihrem Lebenspartner Ulay (1943–2020). Seitdem sind Solowerke entstanden, die sich mehr der Interaktion mit dem Publikum widmen, Objekte, die zur Partizipation einladen, und Performances wie „The Artist Is Present”, bei der sie 2010 im New Yorker Museum of Modern Art beinahe drei Monate lang täglich acht Stunden lang den Besucher:innen die Möglichkeit gab, ihr für eine Minute schweigend an einem Tisch gegenüberzusitzen. Durch diese Performance wurde sie einem breiten Publikum bekannt.

Für die Retrospektive richtet das Bank Austria Kunstforum Wien gemeinsam mit der Künstlerin Räume ein, die jeweils einem Thema wie Partizipation, Kommunismus, Körpergrenzen, Energie aus der Natur oder Erleuchtung gewidmet sind. Darin werden frühe Arbeiten präsentiert, die noch in Belgrad entstanden sind, die ersten Soloperformances, die Zusammenarbeit mit Ulay und die legendären, zur Partizipation einladenden „Transitory Objects for Human Use”, die den Beginn ihrer zweiten Solokarriere markierten. Ebenso werden die spektakuläre Performance „Balkan Baroque”, für die sie 1997 auf der Biennale di Venezia einen Goldenen Löwen erhielt, sowie neuere Videoarbeiten und skulpturale Werke gezeigt. Darüber hinaus wird die Installation „Four Crosses” (2019) gezeigt.

Die Ausstellung ist eine Kooperation der Royal Academy of Arts, London, des Stedelijk Museums Amsterdam, des Kunsthauses Zürich, des Bank Austria Kunstforums Wien und der Albertina Wien. Sie entsteht in enger Zusammenarbeit mit der Künstlerin.

Marina Abramović
10. Oktober 2025 bis 1. März 2026