Das Bündner Kunstmuseum Chur präsentiert mit einer Ausstellung erstmals das Werk des Schweizer Bildhauers Diego Giacometti (1902–1985) in einem Kunstmuseum. Die große Retrospektive ist einem Künstler gewidmet, der sich gekonnt zwischen angewandter Kunst und freier Kunst bewegte.
Während Diego Giacometti bisher meist im Verhältnis zu seinem berühmten Bruder Alberto vorgestellt wurde, erhebt die Ausstellung den Anspruch, das Schaffen dieses Künstlers als eigenständiges Werk zu würdigen. Es ist überliefert, dass Diego Giacomettis Erfolgsgeschichte erst nach dem Tod seines Bruders begann. Die Ausstellung macht jedoch deutlich, dass seine künstlerischen Anfänge weit früher liegen. So werden erstmals Werke gezeigt, die bisher weitgehend unbekannt waren und die Basis für das spätere Schaffen legten.
Die Ausstellung erstreckt sich über beide Häuser des Bündner Kunstmuseums und trägt in ihrer Anlage den verschiedenen Sichtweisen dieses Schaffens Rechnung: In der Villa Planta, einem ehemaligen Privathaus, sind die Objekte als Mobiliar in den Kontext der Bündner Kunstsammlung mit Werken des Vaters Giovanni Giacometti und des Bruders Alberto Giacometti eingebettet. Im Erweiterungsbau liegt der Fokus dagegen auf dem Werkprozess und es werden zahlreiche Modelle gezeigt. Darüber hinaus gibt die Ausstellung einen umfangreichen Einblick in den Formen- und Motivschatz, der die Grundlage von Diego Giacomettis künstlerischem Schaffen bildet.
Diego Giacometti wurde am 15. November 1902 in Borgonovo im Bergell geboren, nur dreizehn Monate nach seinem Bruder Alberto. Schon als Kind posierte Diego oft für den älteren Bruder und stand ihm Modell für seine Kunstwerke.
Nach ausgedehnten Reisen zog es Diego Giacometti im Jahr 1925 nach Paris, wo er bei Alberto blieb und ihm als unverzichtbarer Assistent zur Seite stand. Er kümmerte sich um das Erstellen von Gerüsten und Gipsabgüssen für die Skulpturen. Doch Diego erlangte ab 1929 auch in der Möbelgestaltung Bekanntheit. Zunächst fertigte er Vasen, Lampen oder Kaminfassungen aus Gips oder Bronze an, bevor er sich ab 1950 dem Entwerfen von Möbeln zuwandte. Nach Kursen an der Kunstakademie schuf er zudem seine ersten Tierskulpturen. Nach dem Tod seines Bruders im Jahr 1966 widmete sich Diego ganz seinem eigenen Werk.
Der letzte große Auftrag, die Gestaltung der Innenausstattung des Picasso-Museums in Paris, machte ihn in weiten Kreisen der Öffentlichkeit bekannt. Von ihm stammen das Mobiliar, die Treppengeländer, Türbeschläge und Deckenleuchten. Kurz vor der Eröffnung des Museums starb Diego Giacometti am 15. Juni 1985 in Paris. Er wurde auf dem Friedhof von Borgonovo beigesetzt, wo sich auch die Gräber seiner Eltern und Geschwister befinden.
Diego Giacometti
28. Juni bis 9. November 2025