Restaurierung der Celsus-Bibliothek in Ephesos

Die Celsus-Bibliothek in Ephesos steht 50 Jahre nach ihrer Wiedererrichtung vor einer umfassenden Restaurierung. Um das antike Monument mit seiner filigranen Prunkfassade vor Schäden zu bewahren und nachhaltig zu sichern, startet die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW) ein groß angelegtes Projekt. Die notwendigen Voruntersuchungen und erste Sicherungsmaßnahmen wurden nun von einem Expertenteam abgeschlossen. Bis Ende 2027 sollen die Restaurierungsarbeiten abgeschlossen sein.

In der antiken Stadt Ephesos, am Ende der Kuretenstraße, erhebt sich die imposante Celsusbibliothek. Sie wurde im 2. Jahrhundert n. Chr. von Gaius Iulius Aquila zu Ehren seines Vaters, des römischen Senators Tiberius Iulius Celsus Polemaeanus, erbaut und gilt als das berühmteste antike Bauwerk der Türkei. Die über der Grabkammer des Verstorbenen errichtete Bibliothek beherbergte einst rund 10.000 Papyrusrollen.

Um 270 n. Chr. wurde die Bibliothek durch ein Erdbeben schwer beschädigt. Danach scheint der Bibliotheksbetrieb aufgegeben worden zu sein. In der Spätantike wurde der Rest des Gebäudes zu einer Brunnenanlage umgebaut, während die noch stehende Prachtfassade als Schauwand diente. Nach den Ausgrabungen zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde die Celsus-Bibliothek zwischen 1970 und 1978 unter Verwendung von Originalteilen und Ergänzungsmaterialien rekonstruiert. Seitdem ist sie Publikumsmagnet und Wahrzeichen der UNESCO-Welterbestätte Ephesos. 50 Jahre nach der aufwändigen Rekonstruktion zeigen sich nun deutliche Alterserscheinungen.



Erste Maßnahmen und Bestandsaufnahme abgeschlossen

Das Österreichische Archäologische Institut der ÖAW, das seit rund 130 Jahren in Ephesos forscht, startet daher ein mehrjähriges Restaurierungsprojekt. Bereits im Oktober 2024 führte ein Team aus Architekt:innen, Restaurator:innen und Statiker:innen eine Bestandsaufnahme durch. Denn der Zahn der Zeit nagt ebenso an dem Prachtbau wie Wind und Wetter. Dokumentiert wurden von den Expert:innen unter anderem Schäden wie Risse, Schalenbildung und Zuckerkorrosion an den Marmoroberflächen. Erste Sicherungsmaßnahmen konnten durchgeführt und die Fassade teilweise eingerüstet werden, um Proben zu entnehmen und den Zustand der Bauteile genauer zu analysieren.

Die Ergebnisse dieser Untersuchungen bilden die Grundlage für ein umfassendes Restaurierungsprogramm, das in Kürze vorliegen wird. Ziel ist es, die strukturelle Integrität des Bauwerks zu sichern und es so für die nächsten Jahrzehnte zu erhalten. Die Restaurierungsarbeiten sollen bis Ende 2027 abgeschlossen sein.

“Die Celsus-Bibliothek ist zweifellos die Ikone der Ausgrabungen von Ephesos. Ihr Wiederaufbau war zweifellos eine architektonische Meisterleistung des österreichischen Teams der 1970er Jahre. Nun gilt es, dieses einzigartige Monument für künftige Generationen zu erhalten“, sagt ÖAW-Grabungsleiter Martin Steskal.

Ort des Wissens und der Erinnerung

Die Celsus-Bibliothek lag einst im Zentrum der antiken Metropole Ephesos und grenzte an das Südtor der Tetragonos-Agora, dem damaligen Handelsplatz. Die zweigeschossige Bibliotheksfassade wurde aus Marmor errichtet und ist 21 Meter breit und über 16 Meter hoch. Eine optische Verbreiterung der Fassade (Scheinperspektive) wurde durch die Krümmung der Horizontalglieder und die konsequente Erhöhung der Vertikalglieder zur Mittelachse hin erreicht.

Nischen in der Wand des Untergeschosses enthielten Statuen der antiken Tugenden Sophia (Weisheit), Arete (Charakter), Episteme (Urteilskraft) und Ennoia (Sachverstand). Die Originale befinden sich heute im Kunsthistorischen Museum in Wien.

Einzigartiges Kulturerbe nachhaltig sichern

Der Zugang erfolgte über eine imposante neunstufige Treppe und drei symmetrisch angeordnete Türen, die in ein Vestibül führten. Das Herzstück der Bibliothek, der 178 Quadratmeter große Saal, besaß auf zwei Etagen Regale und Nischen für die Handschriften, die über säulengestützte Gänge zugänglich waren. Ein Gang führte schräg hinunter zur kleinen Grabkammer des Celsus mit seinem Sarkophag.

Mit der nun anstehenden Restaurierung wird die Celsusbibliothek für die nächsten Jahrzehnte erhalten und ein sicherer Zugang für Besucher:innen gewährleistet. Der Wiederaufbau im vergangenen Jahrhundert war nur durch die finanzielle Unterstützung österreichischer Unternehmen möglich. Auch für das aktuelle Restaurierungs- und Forschungsprojekt startet das Österreichische Archäologische Institut gemeinsam mit der Gesellschaft der Freunde von Ephesos ein internationales Fundraising-Projekt und bittet um Unterstützung. Weitere Informationen unter www.ephesos.at.