Ren Hang in der Fotogalerie OstLicht

Provokant und direkt. Gleichzeitig ästhetisch, humorvoll und poetisch. Die Fotografien des chinesischen Künstlers Ren Hang (*1986) faszinieren durch ihre radikale Bildsprache. OstLicht. Galerie für Fotografie präsentiert die europaweit bisher umfangreichste Ausstellung des jungen Shootingstars. Hangs analoge Fotografien erzählen von menschlichen Emotionen, von Beziehungen und Freundschaften, genauso wie von Angst und Einsamkeit.

Junge Frauen und Männer – meist Freunde des Künstlers – posieren nackt in mal verletzlichen, mal expliziten Posen. Ihre Blicke oft direkt in die Kamera gerichtet, sind die Modelle immer in einer aktiven Rolle. In den Porträts vor monochromen Hintergrund, am Dach eines Hochhauses oder in der Natur, tauchen Tiere wie Schlangen, Vögel oder Katzen und Blumen als Requisiten auf. In verrenkten Posen und ungewöhnlichen Arrangements sind Körper bei Ren Hang etwas Abstraktes. Der menschliche, nackte Körper wird zur formbaren Skulptur und somit entsexualisiert. Dabei schwingt immer ein subtiler Humor in den Fotografien des Künstlers mit.

In Peking lebend und arbeitend, ist Ren Hang beeinflusst von der chinesischen Kultur und seinem direkten Umfeld. Seine Bilder sind auch Porträt seiner eigenen Generation und von Chinas urbaner Jugendkultur, die sich nach individueller Ungebundenheit und spiritueller Freiheit sehnt. Sie reflektieren eine spontane und freiheitssuchende Lebensweise. Hangs intime Fotografien fordern moralische und soziale Tabus Chinas direkt heraus, indem sie den menschlichen Körper und Sexualität, vor allem auch Homosexualität erkunden, die in China bis 2001 als Geisteskrankheit galt. Die regelmäßige Zensur seiner Bilder beeinflusst seine künstlerischen Praxis und die Ästhetik seiner Fotografien. Sie sind einerseits sorgfältig inszeniert, andererseits ist ihnen das Momenthafte inhärent, das seiner – teils unfreiwillig – schnellen Arbeitsweise entspringt.


Ren Hang
19. März bis 25. Juli 2015