Recycling-Design in Finnland

Design, das ist in erster Linie Zeichnung, Gestaltung, Formgebung. Aber nicht nur: Designer mussten sich schon immer mit vielen Faktoren auseinandersetzen, die dem fertigen Produkt kaum mehr anzumerken sind. Wie kann ein Produkt günstig hergestellt, verpackt und transportiert werden, welche Materialeigenschaften muss es besitzen und welche Eigenschaften darf es auf keinen Fall mitbringen - das sind Fragen, die sich der "Endverbraucher" normalerweise nicht stellt. Oder vielleicht doch?

Spätestens seitdem die Diskussion um den Klimawandel voll entfacht ist, spielt auch im Design die Ökologie eine Rolle; nicht nur im Hintergrund, als Frage nach der energieeffizienten Herstellung, sondern zunehmend als Botschaft, die das Produkt dem Kunden überbringt.

Im Bereich der Glaskunst ist Recycling ein hochaktuelles Thema, weil das Schmelzen von Glas seit jeher viel Energie kostet und bei steigenden Energiepreisen immer unwirtschaftlicher wird. In ihrem von der Natur so geprägten Land möchten die beiden finnischen Künstler Jukka Isotalo und Jan Torstensson einen aktiven Beitrag zum Umweltschutz leisten und machen deshalb Recycling von Glas zur Grundlage ihres Designs. Wie ihnen dies gestalterisch gelingt zeigt die finnische Gastausstellung des Nationalen Glasmuseums in Riihimäki die im "Belvedere" des Museum Kunstpalast, Düsseldorf, vom 19. April bis zum 26. August 2012 in 10 Vitrinen präsentiert wird.

Sowohl Jukka Isotalo als auch Jan Torstensson verbinden ihren jeweiligen Zugang zur Glaskunst mit Kindheitserinnerungen. Torstensson erfuhr als Kind, dass es unter seinen Vorfahren auch Glasbläser gab. Ermutigt durch seine Familienforschung nahm er an Glasbläserkursen teil und lernte dieses Handwerk grundlegend kennen. Im Sommer 2004 eröffnete er sein erstes Glasstudio. Noch war dieses Projekt als Freizeitvergnügen gedacht. Schon 2005 begann Torstensson mit der Nutzung von Altglasflaschen und dosen, die aber nicht neu eingeschmolzen, sondern lediglich heiß verformt wurden. So entstand die HIK!-Serie, die im selben Jahr in Tampere einen Preis gewann.

Recycling wurde zur Grundlage der Werkstatt, die seit 2009 an ihrem neuem Ort in Kiikoinen, westlich von Tampere, in einer ehemaligen Tankstelle ihre Produktion fortsetzt. Dank seiner Ausbildung als Bautechniker befasst sich Torstensson auch mit der technischen Seite der Glasherstellung, insbesondere mit ihrem Hauptproblem, dem hohen Energiebedarf. Nicht nur die Verwendung von Altglas, sondern auch die Entwicklung sparsamerer Öfen gehört daher zu seinem Konzept.

Bereits als Sechsjähriger erlebte Jukka Isotalo die Glasbläser auf Murano bei Venedig und bekam von einem solchen eine rote Glaskugel geschenkt; fortan am Material Glas interessiert, studierte Isotalo Design in Helsinki und Stockholm und begann 1989 mit der Herstellung eigener Gläser. Ähnlich wie Torstensson verwendet Isotalo Altglas, verzichtet aber vollends auf die heiße Bearbeitung. Er beschränkt sich stattdessen auf die "kalten" Techniken des Schliffs, Schnitts und Sandstrahlens. "Das Material für meine Produkte wird mir von den besten Restaurants in Helsinki zur Verfügung gestellt". Glasplatten entstehen aus dem Überschuss einer Glaserei, und die Holzteile sind aus mit Leinöl behandelter Erle gefertigt.

Recycling-Design in Finnland
Glas von Jukka Isotalo und Jan Torstensson
19. April bis 26. August 2012