Produced by Migros

Die Kunsthalle Fridericianum präsentiert mit "Produced by Migros" eine erstrangige Auswahl bedeutsamer Werke aus der Sammlung Migros Museum für Gegenwartskunst und setzt damit gleichzeitig die eigenen Ausstellungen der letzten Jahre in einen breiteren Kontext. Raumgroße Installationen, die teils unmittelbar aus Ausstellungen stammen, welche die beiden ersten Direktoren Rein Wolfs und Heike Munder kuratierten, werden durch eindrucksvolle Skulpturen, Filme, Malerei und Fotografie ergänzt.

Im Zentrum stehen dabei sowohl Fragen nach gesellschaftspolitischer Relevanz als auch Aspekte wie Performativität und Raumbezug. Referenzen zu Kassel ergeben sich nicht zuletzt durch Joseph Beuys, der - vermittelt durch Maurizio Cattelan - für eine Weile ins Fridericianum zurückzukehren scheint. Für die Kasseler Ausstellung, die gemeinsam von Rein Wolfs und Heike Munder kuratiert wird, trafen die Kuratoren eine Auswahl aus den Ankäufen der letzten 20 Jahre.

Die Sammlung selbst wurde bereits seit dem Ende der 1970er Jahre nach höchsten internationalen Kriterien aufgebaut. 1977 wurde mit der Halle für internationale neue Kunst InK die erste - provisorische - Kunsthalle Zürichs gegründet. Deren Leiter, Urs Raussmüller, lancierte die amerikanische Minimal und Concept Art in der Schweiz und begann diese im Auftrag des Migros-Genossenschafts-Bundes zu sammeln. Nachdem die Räumlichkeiten der InK 1981 einer anderen Nutzung weichen mussten, dauerte es bis 1996, bevor Arina Kowner, zusammen mit Rein Wolfs, in der ehemaligen Löwenbräu-Produktionsstätte das Migros Museum für Gegenwartskunst aus der Taufe heben konnte.

Seit der Gründung des Migros Museum für Megenwartskunst war die Sammlungstätigkeit direkt mit der eigenen Ausstellungstätigkeit verknüpft. Viele Ausstellungen waren stark produktionsbezogen und raumgreifender Natur. Dieser Ambition entsprechend entwickelte sich auch die Sammlung und zeugt heute von einer Vielzahl an komplexen Werken, die konservatorisch und logistisch nicht immer leicht zu handhaben sind und zudem eine stark kontextbezogene Prägung aufweisen: Sie sind des Öfteren gestischer Natur und vermitteln eine Haltung des Engagements und einer zeitgenössischen "condition humaine".

Die Präsentation in der Kunsthalle Fridericianum widmet sich Fragen zum Verhältnis von Institution, Kunst und Realität. Zentral stehen unter anderem größere, räumliche Arbeiten wie eine begehbare, auf Max Bill zurückgehende Sitzlandschaft von Olaf Nicolai, eine für das Migros Museum für Gegenwartskunst produzierte Installation von Angela Bulloch, eine raumgreifende Skulptur von Urs Fischer und eine Installation von Banks Violette. Diese werden von wichtigen Werken künstlerischer Ahnen wie Gustav Metzger, Cady Noland und Christopher Wool begleitet und abgerundet. Malerei von Marlene Dumas und Olivier Mosset, Fotografie von Phil Collins und Jens Haaning, ein Film von Marijke van Warmerdam und Skulpturen von Valentin Carron vervollkommnen den thematischen Background.

Von Christine Borland wird eine entscheidende Schlüsselarbeit aus ihrem Oeuvre zu sehen sein, von Douglas Gordon eine Replik seiner 1996er Ausstellung im Migros Museum für Gegenwartskunst, von Christoph Büchel, San Keller und Daniel Knorr performative Arbeiten, die sich insbesondere mit dem Sozialen auseinandersetzen, und von Maurizio Cattelan eine Skulptur, die 2000 das Museum und dessen Konzeption revolutionierte.

Durch ihre besondere Entstehungsgeschichte und die Sonderstellung des Unternehmens Migros als grosser privater Schweizer Kulturförderer ist die Sammlung des Migros Museum für Gegenwartskunst auch als programmatisches Statement, ja sogar als "dritter Weg" in der Diskussion um Firmensammlungen, Privatmuseen und die Bedeutung der öffentlichen Kunstsammlungen zu sehen. Während der Ausstellung wird dies am 13. Juli 2011 durch die Kuratoren zusammen mit Künstlern und Kritikern diskutiert. 2008 veröffentlichte das Migros Museum für Gegenwartskunst einen Katalog, der die Sammlung bis dato ausführlich dokumentiert. Neben zahlreichen Abbildungen und Texten, die die einzelnen Arbeiten begleitenden, haben sich die Autoren (Tom Holert, Jan Verwoert, Tirdad Zolghadr, Astrid Wege, Philip Ursprung, Dan Fox) zudem in längeren Aufsätzen mit der Thematik des Sammelns von Gegenwartskunst auseinandergesetzt.

Produced by Migros
25. Juni bis 11. September 2011
Sammlung Migros Museum für Gegenwartskunst