PressArt. Die Sammlung Annette und Peter Nobel

Mit der Ausstellung "PressArt. Die Sammlung Annette und Peter Nobel" widmet sich das MdM Mönchsberg der Kunst mit Fokus auf die gedruckten Massenmedien. Die Sammlung des Schweizer Medien- und Wirtschaftsanwalts Peter Nobel, die mittlerweile über 700 Kunstwerke umfasst, ist mit einer Auswahl von gut 360 Arbeiten, die der Gastkurator Christoph Doswald getroffen hat, erstmalig in Österreich zu sehen.

Bei den Kunstwerken handelt es sich nicht um eine enzyklopädische Kollektion verschiedenster Arbeiten, die sich mit diesem Medium beschäftigen. Die Sammlung entstand vielmehr nach dem Prinzip der "Beiläufigkeit". Eine Beiläufigkeit, die Werke von Weltrang mit großer Selbstverständlichkeit zu jenen mit regionaler Bedeutung stellt. Die daraus entstehenden Verknüpfungen und Gegenüberstellungen erlauben nicht nur einen Einblick in die Kunst des 20. Jahrhunderts, die sich mit Druckmedien beschäftigt, sondern zeigen auch die Bedeutung der gedruckten Massenmedien für unsere Gesellschaft und Kultur.

"PressArt" zeigt Kunst, die im weitesten Sinn mit dem gedruckten Wort und dem gedruckten Bild in Zusammenhang steht; die das billige, jeden Tag erneuerbare Konsumgut zum teuren Einzelstück erhebt. Die Liste der Anwendungen ist lang, die Techniken vielfältig, die Themen schier unendlich - genauso divers wie die Gründe für die jeweilige künstlerische Auseinandersetzung, die zwischen Bewunderung und Kritik changieren. Beispielsweise wurden Zeitungen als Bildträger oder gestalterisches Element verwendet. So sind in der Ausstellung Collagen aus Zeitungspapier zu sehen, wie die Arbeit "Fourrures" von George Braque oder "ohne Titel" von Kurt Schwitters aus dem Jahr 1947. Gouagen von Joan Miró und Zeichnungen von Alberto Giacometti wiederum verwenden Zeitungspapier als Zeichengrund. Dem Nutzen der weitläufigen Verbreitung von Information über die gedruckten Massenmedien haben sich Künstler seit den Dadaisten bedient, um ihre Kunst auf diesem Weg einer großen Masse zugängig zu machen.

In den 1960er Jahren waren es Kunstströmungen wie die Pop Art, Nouveau Réalisme, Fluxus und Arte Povera, die alle die Auflösung der Trennung zwischen Kunst und Leben zum Ziel hatten und sich im Zuge dessen auch der gedruckten Massenmedien bedienten. Bei Andy Warhol zum Beispiel wurde die Serialität zum Kunstprinzip erhoben. Der stilisierte Siebdruck "Mari­lyn", 1967, entstand nach der Vorlage eines Pressefo­tos. Neben Andy Warhol war wohl Joseph Beuys der wichtigste Pionier unter den Künstlern, die den Umgang mit den Massenmedien zu einer eigentlichen Kunstgat­tung erhoben. Er verwendete Zeitungen zur Verbreitung seiner Vorstellung der sozialen Plastik, nach der Kunst und Leben vereint werden sollte. In Günther Ueckers Arbeit "Das Schweigen der Schrift" wird eine Zeitung von beiden Seiten mit Nägeln durchschlagen und der Inhalt somit unleserlich gemacht. Der brasilianische Künstler Vik Muniz schafft detailgenaue Porträts, die er aus kleinsten Zeitschriftenschnipseln zusammenfügt. Der eigentliche Inhalt der Zeitschrift geht hierbei kom­plett verloren. Die Illustrierte wird zum rein farbigen Gestaltungsmittel.

Heute erlebt die Medienbranche fundamentale Umwäl­zungen. Wir befinden uns an der Schnittstelle von der analogen zu der digitalen Mediengesellschaft. Auch darum kommt "PressArt" der künstlerischen Auseinan­dersetzung mit den gedruckten Medien, eine wichtige Bedeutung zu. Zeitgenössische Künstler, wie etwa Sylvie Fleury oder Daniel Buetti, thematisieren die Ver­führungsstrategien der Konsumgüterindustrie, die sich der gedruckten Massenmedien als Träger bedienen.

Zur Sammlung "PressArt" ist im Verlag Stämpfli (Bern) eine umfangreiche Publikation erschienen.

PressArt. Die Sammlung Annette und Peter Nobel

3. Juli bis 24. Oktober 2010