Premiere des Doppelabends "Der Gefangene" / "Das Gehege" an der Staatsoper Stuttgart
Am Donnerstag, 26. April 2018, um 19 Uhr, feiert eine außergewöhnliche Produktion in Stuttgart Premiere: Regisseurin Andrea Breth stellt gemeinsam mit ihren künstlerischen Partnern Franck Ollu (Musikalische Leitung), Martin Zehetgruber (Bühne) und Nina von Mechow (Kostüme) Luigi Dallapiccolas Einakter "Der Gefangene" Wolfgang Rihms Oper "Das Gehege" gegenüber. Der Musiktheaterabend, der in Koproduktion mit dem Théâtre Royal de la Monnaie in Brüssel entstand, feierte dort im Januar dieses Jahres seine von Presse und Publikum gefeierte Premiere.
Der österreichische Bariton Georg Nigl kehrt für diese Produktion ins Haus am Eckensee zurück und interpretiert die Titelpartie des Gefangenen. In Stuttgart wurde er durch sein verstörendes Rollenportrait des Jakob Lenz in Rihms gleichnamiger Oper bekannt, für das er 2015 zum "Sänger des Jahres" gekürt wurde. Zuletzt feierte er hier einen großen Erfolg als Aschenbachs Gegenspieler in Brittens Der Tod in Venedig. Die spanische Sopranistin Ángeles Blancas Gulín, die an den führenden Opernhäusern der Welt zu Hause ist, gastiert erstmals an der Oper Stuttgart. Sie interpretiert die Partien der Mutter (Der Gefangene) und der Frau (Das Gehege). Als Kerkermeister / Großinquisitor wird der britische Tenor John Graham-Hall zu erleben sein.
Beide Opern, die hier erstmals zu einem Theaterabend verbunden sind, haben starke politische Implikationen: Dallapiccolas 1949 uraufgeführte Oper "Der Gefangene", ein Plädoyer individueller Freiheit gegen totalitäre Unterdrückung, war während des Kalten Krieges im Westen die meistgespielte moderne Oper. Dem Gefangenen wird die Idee von Befreiung ausgerechnet von seinem Wärter souffliert, der sich als ein Double des Großinquisitors entpuppt. Er schließt den vermeintlich Befreiten am Ende in die Arme und führt ihn zum Scheiterhaufen.
Auch Rihms 2005 uraufgeführte Oper "Das Gehege", die am Ende des Kalten Krieges spielt, erzählt eine Geschichte über eine ambivalente Häftling-Wärter-Beziehung: In der Nacht der Berliner Maueröffnung versucht eine Frau, einen Zoo-Adler in die Freiheit zu verführen. Der Adler hegt eine erotische Faszination für die Frau, die darüber fantasiert, von seinen starken Krallen zerfleischt zu werden. Als er sich nach seiner Freilassung jedoch als altersschwach entpuppt, entscheidet sich die Frau, das Tier zu schlachten.
Weitere Vorstellungen:
26. | 29. April 2018
21. | 26. Mai 2018
09. | 16. | 25. Juni 2018
Eine Einführung findet jeweils 45 Minuten vor Vorstellungsbeginn im Opernhaus, Foyer I. Rang, statt.