Sigmar Polke erhielt am 24. Juni 2007 den 11. Rubenspreis der Stadt Siegen. Der Preis wird alle fünf Jahre an einen lebenden europäischen Maler oder Zeichner als Anerkennung für sein Lebenswerk verliehen. Im Museum für Gegenwartskunst wird Sigmar Polke aus diesem Anlass vom 24. Juni bis 23. September 2007 mit einer Ausstellung gewürdigt.
Die Ausstellung wurde vom Künstler eigens für das Museum für Gegenwartskunst Siegen konzipiert. Sie fügt seinem eigenwilligen Umgang mit Bildträger, Farbauftrag, Bildgegenstand und seinem pointenreichen Spiel von Abstraktion und Darstellung eine neue Komponente hinzu. Ausgewählte ältere Arbeiten bilden einen retrospektiven Hintergrund.
Sigmar Polke, 1941 in Schlesien geboren, lebt seit 1953 in Deutschland. Erst West-Berlin, später Düsseldorf, Hamburg und schließlich Köln bilden wichtige Stationen seines Lebens. In seinem Werk vereinigt er all seine umfassenden Erfahrungen. Er gilt einerseits als hundertprozentiger Maler, experimentiert er doch auch ununterbrochen und bedient sich dabei neuer Mittel und Verfahren. Prozesse wie Planung, Intuition und gelenkter Zufall finden immer wieder auf neue Weise in seinem Werk zusammen.
Requisiten von Wirtschaftswunder, Fernweh und Gemütlichkeit bilden in den sechziger Jahren die motivische Basis seiner Werke. In den siebziger Jahren erweitert er seine Palette um Motive aus der deutschen Märchen- und Sagenwelt. Dem folgen Zitate aus Bilderbögen, aus der Kunst- und Kulturgeschichte sowie aus dem aktuellen Zeitgeschehen. Der Virtuose im Umgang mit Bildreferenzen ist aber auch gleichzeitig ein Experimentator mit verschiedenen Farbmaterialien, die das Prozessuale der Malerei hervorkehren.
Als typisch undeutsch in seiner Widerspenstigkeit beschrieb einmal der Ausstellungsmacher Harald Szeemann das Werk Polkes und bescheinigte ihm gleichzeitig auch eine Leidenschaft für leuchtende Farben, die Eleganz englischer Portraitmaler und die Anmut venezianischer Genremalerei. Sigmar Polke entwickelt schon in seinem Frühwerk Rasterpunkte als Reflex auf die Flut reproduzierter Bilder und damit ein Mittel, dem er bis heute treu geblieben ist. Das Interesse an der Verfremdung des profanen Zeitungsdrucks wird in den letzten Jahren ergänzt durch den Umgang mit anderen Reproduktionstechniken wie Radierung oder Fotokopie.
Der von der Stadt Siegen 1957 erstmalig vergebene Rubenspreis wird seither alle fünf Jahre an einen europäischen Künstler verliehen. Fünf Experten aus dem Museumswesen, der Kunstkritik, der Lehre und der Bildenden Kunst stellten die externe Jury, die sich im Frühjahr 2006, unter Berücksichtigung eigener Vorschläge, für Sigmar Polke als den 11. Rubenspreisträger der Stadt Siegen ausgesprochen hat.
Parallel zu Sigmar Polke werden die bisherigen zehn Rubenspreisträger der Stadt Siegen in der Sammlung Lambrecht-Schadeberg umfassend gezeigt. Vor Polke wurden die Maler Hans Hartung (1957), Giorgio Morandi (1962), Francis Bacon (1967), Antoni Tàpies (1972), Fritz Winter (1977), Emil Schumacher (1982), Cy Twombly (1987), Rupprecht Geiger (1992), Lucian Freud (1997) und Maria Lassnig (2002) mit dem Rubenspreis geehrt. Jeder dieser Künstler verfolgt einen eigenen, ungewöhnlichen Zugang zur Kunst des 20. Jahrhunderts.
Ein Katalog, der die Ausstellung dokumentiert, erscheint im Dumont Verlag im September, mit Texten von Siegfried Gohr,Charles W. Haxthausen und Eva Schmidt.
Sigmar Polke. 11. Rubenspreis der Stadt Siegen
24. Juni bis 23. September 2007