Plastic Dog

1. Februar 2014 Bernhard Sandbichler
Bildteil

... ist in Zeiten, da Sascha Lobo angesichts des NSA-Skandals dem Internet abschwört, die geniale offline-Antwort, welche Henning Wagenbreth in weiser Voraussicht jetzt als "digitales" Buch geliefert hat.

1. Die Story: Stell dir vor, du hast dich "vor ein paar Tage in einem kryonischen Institut auftauen lassen." Nun darfst du "zum ersten Mal die Klinik für einen Spaziergang verlassen". Du bist völlig überfordert. Aber da stößt du in einem Trödel auf dieses Buch: "Was für ein Anachronismus!" Seine Geschichten aus der Zukunft heißen zum Beispiel "Zukunftsangst", "Totes Holz" oder "Hi Tek", sind zum "downloaden, lesen, weiterbeamen!" Und jetzt einmal ernst und auf die Realität umgelegt: Nütz die Chance, kauf dieses Buch ganz traditionell in der Buchhandlung, lies es, gib es weiter oder noch besser, empfiehl es weiter. Es sind 24 sehr schöne, krass humorige Episoden.

2. Die Helden: Plastic Dog – das ist ein digitaler Widergänger von Zerberus oder Anubis, halb Mensch, halb Tier, halb Fleisch, halb Polyvinychlorid. Sein Sohn, den er mit einer Ölsardine gezeugt hat, heißt Seven. Aus welcher Substanz der wohl besteht? Jedenfalls: Er ist "intelligent und unberechenbar".

3. Der Sound: Plastic Dog spricht uns in jeder Hinsicht direkt an, einmal im Vorwort ("Liebe Leser!"), dann in den schwarzen Panels unten – und thematisch sowieso.

4. Coole Worte: Nanozivilisation, Gefühlssensor, Kryogenik, Echtzeit, Hochfrequenztraummodulator, Robotik

5. Coole Bilder: Die ersten Plastic Dog-Episoden entstanden im Jahr 2000 für Taschencomputer mit S-W-Bildschirmen von 160 x 160 Pixeln. Die gesamte Serie erschien 2004 als elektronisches Comic in Farbe in der Zeit, online, zum Download und in der gedruckten Ausgabe.

6. Zum Nachdenken: "Die Wahrnehmung eines Unfalls ist immer ein Unfall der Wahrnehmung."

7. Der Autor: Wagenbreths Stil ist unverkennbar. Die Endversion dieses Projekts kann man sich auf www.plasticdog.com anschauen – oder eben doch besser das Buch kaufen! Der Autor ist hier im Übrigen schon vorgestellt worden. (http://kultur-online.net/node/23077)

8. Das Buch: Henning Wagenbreth: Plastic Dog. Berlin: Walde + Graf bei Metrolit 2013, Pappbilderbuch, 32 Seiten, EUR 20,60