Die Angewandte zeigt ab dem 5. November mit „Thinking Through Weibel“ zentrale Werke des Künstlers und eröffnet einen Raum für Diskurse.
Die Ausstellung versammelt zentrale Werke aus dem Peter-Weibel-Archiv, das an der Universität für Angewandte Kunst Wien angesiedelt ist, und bringt sie in einen dynamischen Dialog mit Arbeiten internationaler, zeitgenössischer Künstler:innen. Die Arbeiten von Morehshin Allahyari, Nancy Baker Cahill, Lynn Hershman Leeson, Jakob Lena Knebl, Rafael Lozano-Hemmer, Thania Petersen und Eva Schlegel zeichnen sich durch unterschiedliche konzeptuelle und materielle Ansätze aus. Ihre Beiträge folgen nicht stringent der Logik von Peter Weibels Œuvre, sondern positionieren sich quer dazu, bilden Schnittpunkte und Verbindungen, ohne dabei feste Beziehungen herzustellen. Im Fokus stehen die frühen Jahre des Künstlers Peter Weibel (1944–2023), in denen skulpturale Untersuchungen mit Performance, Film und geschriebener Sprache verschmelzen. Diese Schaffensphase offenbart eine rastlose Bewegung zwischen den Medien, getragen vom Wunsch, Wahrnehmungsgrenzen auszuloten und disziplinäre Grenzen aufzubrechen.
Die von Valerie Messini und Brooklyn J. Pakathi kuratierte Ausstellung ist eine Kooperation des Weibel Instituts für Digitale Kulturen mit der Kunstsammlung und dem Archiv sowie dem AIL – Angewandte Interdisciplinary Lab der Universität für angewandte Kunst Wien. Sie hebt die Verflechtungen von Politik, Sexualität und Verspieltheit hervor, die Weibels Experimente beleben. Seine performativen Aktionen, Textarbeiten und räumlichen Konzepte treten neben die Werke der teilnehmenden Künstler:innen. Diese Nebeneinanderstellungen sind nicht als Reflexionen oder Antworten strukturiert, sondern ermöglichen eine Reihe von sich überlappenden Gesten und Abweichungen. Diese zeigen, dass kreative Freiheit untrennbar mit soziopolitischen Bedingungen verbunden ist.
Die Ausstellung versteht sich zugleich als Begegnung und Abweichung – als Ausgangspunkt für neue Perspektiven: ein Versuch, sich den experimentellen Impulsen zu widmen, die Weibels kreatives und intellektuelles Leben prägten, um über diese Impulse hinaus neue Perspektiven zu eröffnen. Die Ausstellung bietet eine Auseinandersetzung mit Weibels Praxis, seiner Arbeitsweise und seinem Verständnis von Materialität, Medium, Technologie und Form, um die Konturen seines vielfältigen Werkes zu erfassen. Gleichzeitig fordert die Ausstellung dazu auf, die epistemologischen Strukturen, die die Interventionen bedingten, zu hinterfragen: die westlichen epistemologischen Rahmen, die Weibels Arbeit prägten, zu überwinden und zugleich Traditionen, Praktiken und intellektuelle Wege anders zu denken.
Die Schau lädt dazu ein, Weibels Œuvre nicht als abgeschlossenes Erbe zu betrachten, sondern als Raum für die Erforschung und Offenheit künstlerischen Denkens, der sich jenseits und gegen auferlegte Grenzen öffnet.
Peter Weibel (5. März 1944 in Odessa – 1. März 2023 in Karlsruhe) war ein österreichischer Künstler, Kurator und Kunst- und Medientheoretiker. International bekannt wurde er vor allem als Direktor des ZKM | Zentrum für Kunst und Medien in Karlsruhe, das er von 1999 bis 2023 leitete und zu einem weltweit einflussreichen Laboratorium für die Verbindung von Kunst, Wissenschaft und Gesellschaft machte. Nachdem er 2017 einen Großteil seines Archivs der Universität für angewandte Kunst Wien geschenkt hatte, wurde das Peter Weibel Institute for Digital Cultures gegründet, dessen Gründungsdirektor er wurde. Obwohl Weibel meist anderswo lebte, blieb er eine ausgeprägte Wiener Persönlichkeit, die eng mit der Kultur und Erinnerung der Stadt verwoben war. Ab 1964 studierte er in Wien. 1968 nahm er an der berühmten Aktion „Kunst und Revolution” an der Universität Wien teil. Ab 1976 lehrte er an mehreren Institutionen, darunter an der Universität für angewandte Kunst Wien, wo er 1984 zum Professor für Visuelle Mediengestaltung ernannt wurde. Zwischen 1968 und 2014 zeigte er seine Arbeiten in zahlreichen Ausstellungen, gründete das „Hotel Morphila Orchestra” und war mehrmals Kurator des österreichischen Pavillons auf der Biennale in Venedig. Ein Teil seines Werks wird im Weibel-Archiv der Kunstsammlung und des Archivs der Universität für angewandte Kunst Wien aufbewahrt.
Peter Weibels Œuvre im Dialog mit zeitgenössischer Kunst
Eröffnung: 5. November 2025, 18:00 Uhr
Laufzeit: 6. November 2025 – 8. Januar 2026
Eintritt frei
Montag bis Freitag, 11 bis 18 Uhr