Peter Piller im Kunst Haus Wien

Mitte der 1990er Jahre arbeitete der deutsche Künstler Peter Piller während des Kunststudiums bei einer Medienagentur. Regionale Werbekunden und Firmen ließen von ihm prüfen, wo und in welcher Form ihre geschalteten Anzeigen tatsächlich auch erschienen waren. Ähnlich wie Richard Prince während seines Jobs bei der Time Life Company (der Ursprung seiner heute weltbekannten Serie der Cowboys), stieß Peter Piller beim täglichen Durchblättern der Presse auf besondere Fotografien, die er schon bald zur Seite legte und mit Kategorien wie "Auto berühren", "Noch ist nichts zu sehen", "Bauerwartungsflächen" oder "Schiessende Mädchen" versah. Über Jahre hinweg ist das bis heute über 7.000 Bilder umfassende Archiv Peter Piller entstanden, das der Künstler immer wieder neu befragt und in thematische Werkgruppen sortiert und ablegt. Das Kunst Haus Wien bietet mit der Ausstellung "Belegkontrolle" nun einen Einblick in dieses große Bildarchiv.

Das Verhältnis von Wort und Bild ist in Pillers Werk ein wichtiges Kriterium der Sichtung. Wo andere nichts erkennen, entwickelt der Künstler durch wiederholtes, konzentriertes Betrachten ein feines Gespür für die verborgenen Qualitäten der Gebrauchsfotografie. In Gruppen arrangiert und durch Titel kodiert, bringt Piller das gefundene oder zugespielte Bildmaterial in andere Kontexte und überführt es so in eine neue künstlerische Ordnung. Von "Erde schöner" beispielsweise ist eine raumgreifende Installation eines Archivs unzähliger Luftbildaufnahmen von Einfamilienhäusern aus den 1980er Jahren. "Nimmt Schaden" ging aus dem digitalen Foto-Fundus einer Schweizer Versicherungsgesellschaft hervor und ist eine stille Ode an die unbekannten Fotografen.

Mit der Serie "Erscheinungen" lernen wir Piller auch als Fotografen kennen. Wie bei den Serien "Bereitschaftsgrad" und "Umschläge" – Arbeiten, denen Magazine der 1960-80er Jahre zugrunde liegen - hat der Künstler den Bildern die Textstellen genommen, nur die grafischen und fotografischen Elemente transportieren die Information. Mit "Nachkriegsordnung" gelingt dem Künstlern durch die Zusammenstellung von 35 Abbildungen desselben Motivs – einer Explosion nach einem Bombenabwurf über Bagdad im Jahr 2003 – 35 deutschen Tageszeitungen entnommen und freigestellt, eine pointierte Aussage über das politische Gewicht von Fotografien. Der Blick des Künstlers gilt hier wie dort dem täglichen Leben und gibt unseren profanen Handlungen und Ritualen einen heiteren und zuweilen ernsten Erkenntnisraum. Seine Zusammenstellungen und Analysen ermöglichen fotografische Repräsentation und deren Rezeption kritisch zu hinterfragen.


Peter Piller. Belegkontrolle
22. Januar bis 22. Mai 2016