Anlässlich seines 65. Geburtstags am 2. Jänner 2010 hat das Filmarchiv Austria ein größer angelegtes Projekt zur Würdigung von Peter Patzak vorbereitet. Als Ergebnis steht eine erste ihm gewidmete umfangreiche Retrospektive im Metro Kino, sowie eine Publikation, die das Gesamtwerk des Künstlers, der Film- und Fernsehgeschichte geschrieben hat, beleuchtet.
Im Zusammenhang mit diesem Projekt hat Peter Patzak eine Fortsetzung seiner ersten wunderbaren Fernseh-Dokumentation "Jugentliche" gedreht. Die ersten Ergebnisse dieser ungewöhnlichen Langzeit-Doku werden ebenfalls im Rahmen der Retrospektive präsentiert.
Mit seiner mehr als 40 Jahre umfassenden Arbeit hat Peter Patzak die österreichische Film- und Fernsehgeschichte nachhaltig geprägt. Bekannt ist vor allem seine gemeinsam mit Helmut Zenker gestaltete grotesk anmutende und dabei so gesellschaftskritisch angelegte Krimireihe "Kottan ermittelt", die eine neue Ära in der Produktion des österreichischen Rundfunks begründete. Humoristische Kritik am System der neuen Art fand seinen Anfang. Neue Möglichkeiten in der Gestaltung und im Inhalt der heimischen Fernsehunterhaltung eröffneten sich.
Doch Peter Patzaks Schaffen umfasst eine viel größere Bandbreite, die in dieser ersten umfassenderen Retrospektive eindrucksvoll dargestellt werden kann: Literaturverfilmungen, Historienfilme, Alltagsdramen, internationale Produktionen mit großem Starensemble sowie interessant gestaltete Dokumentarfilme sind Teil seines bisherigen Gesamtwerks. Dabei sah er sich auch immer wieder in der Verantwortung, Vergessenes anzusprechen, dem Schweigen seine Arbeit entgegen zu setzen. Offene Wunden der österreichischen Vergangenheit und komplexe Identitätskonstruktionen sind und waren ihm immer ein Anliegen.
Dabei ließ er es nie an Verweisen auf die jeweilige aktuelle Lage der Nation fehlen. Sein Angriff auf den kleinbürgerlichen Faschismus, sein Sichtbarmachen der Allmacht der österreichischen Parteien und Verbände und der daraus resultierenden Übergriffe stieß auf Widerwillen. Das in seinen Filmen vollzogene Ende der Autoritätsgläubigkeit und sein satirischer Blick auf Behörden und Beamte spalteten die österreichische Nation. Tatsächlich spiegelt der in seinem Schaffen dargestellte (oftmals ergebnislose) Kampf gegen das Establishment die späte Rezeption der 1968er-Bewegung in Österreich wider. Demokratische Werte wurden eingefordert, eine Zivilgesellschaft war im Entstehen.
Eine der bedeutendsten Arbeiten Peter Patzaks, "Kassbach" (1979), eine Produktion, die international aufgrund der klar geführten Auseinandersetzung mit kleinbürgerlichen Formen des Rassismus, Faschismus und der Gewalt Anerkennung fand, wird – mit einer extra für die Retrospektive neu gezogenen Kopie – besonders herausgestellt.
Peter Patzak - Retrospektive
11. Dezember 09 bis 10. Jänner 10