11. Dezember 2008 - 5:36 / Walter Gasperi / DVD Tipp
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In einer großen Edition bringt Universum Film in Kooperation mit Ufa und Tobis mit 14 Filmen beinahe alle seit 1982 entstandenen Kinofilme Pedro Almodóvars auf DVD heraus. Erhältlich sind die Filme als komplette Sammlung, in drei Einzelboxen und teilweise auch als Einzeltitel.

"Pasion", "Amor" und "Deseo" heißen die drei Boxen, die jeweils fünf ("Pasion" und "Amor") beziehungsweise vier ("Deseo") Filme des Spaniers enthalten. Programmatisch sind diese Titel, geht es in den Filmen Almodóvars doch immer um Liebe, Begierde, Leidenschaft, dann aber auch um den Tod. Nicht überraschend ist folglich auch, dass Pedro und sein Bruder Agustín die von ihnen Mitte der 80er Jahre gegründete Produktionsfirma, in der seither alle eigenen Filme – und auch die einiger spanischer Jungregisseure – entstehen, "El Deseo" nannten.

Diese zentralen Themen Almodóvars finden sich schon in seinem Frühwerk. Viel trashiger, schriller und überdrehter geht es dabei freilich zu als in den ausgefeilten und konzentrierten Meisterwerken der letzten Jahre wie "Hable con ella - Sprich mit ihr" (2002), "Mala Educacion – Schlechte Erziehung" (2004) oder "Volver" (2006). So kann man sich in dem überbordenden "Labyrinth der Leidenschaften" (1982) in der Personen- und Problemfülle fast verirren. Denn hier geht es nicht nur um eine Nymphomanin, die durch eine kurze Affäre zu einem im Exil lebenden, zunächst schwulen Prinzen – Anspielungen auf den Schah von Persien und die Islamische Revolution sind unübersehbar – die wahre Liebe entdeckt und monogam wird, sondern auch um die Mutter dieses Prinzen, die einen frigiden Reproduktionsmediziner um eine künstliche Befruchtung bittet, um zwei rivalisierende Punkbands sowie eine Gruppe von Terroristen, die den Kaisersohn entführen will.

Mit Almodóvars späteren Filmen verbindet "Labyrinth der Leidenschaften" aber nicht nur die Thematisierung von Liebe und Begierde, sondern auch die Fokussierung auf starke Frauen, die durch ihre Solidarität den Sieg davontragen. Noch stärker zeigt sich Almodóvars Vorliebe für Frauenfiguren in "Das Kloster zum heiligen Wahnsinn" (1983), in dem die Nachtclubsängerin Yolanda Bell nach dem Drogentod ihres Lovers in einem Frauenkloster Zuflucht sucht. Typisch für Almodóvar ist dieses aber nicht von biederen, sondern von höchst exzentrischen Nonnen bewohnt. So macht Schwester Oberin Yolanda unübersehbar Avancen und versorgt sie zudem mit harten Drogen. Schwester Straßenratte wiederum schreibt unter Pseudonym Schundromane, für deren Veröffentlichung ihre leibliche Schwester sorgt, und Schwester Chaos plagt nicht nur der Putzteufel, sondern sie hält zudem den ausgewachsenen Tiger Eros als Haustier.

Wie hier hollywoodsche Klosterfilme wie Fred Zinnemanns "Geschichte einer Nonne" (1959) parodiert werden, so erweist Almodóvar andererseits in den kräftigen Techicolorfarben, die "Das Gesetz der Begierde" (1986) kennzeichnen, dem amerikanischen Kino der 50er Jahre, speziell natürlich den Melodramen von Douglas Sirk, seine Reverenz. Konzentrierter und ruhiger als die früheren Filme ist dieser Mix aus Melodram und Thriller über einen egozentrischen Regisseur, seine zwei Liebhaber und seine transsexuelle Schwester.

Aber es sind nicht nur Themen und Figuren, die Almodóvars Filme verbinden, sondern auch die wiederkehrenden Schauspielerinnen. So spielt Carmen Maura nicht nur in "Das Kloster zum heiligen Wahnsinn", "Das Gesetz der Begierde" und anderen Almodóvar-Filmen der 80er Jahre, sondern auch 2006 in "Volver". Zum Stammensemble gehört auch Julieta Serrano, die in "Das Kloster zum heiligen Wahnsinn" die Schwester Oberin spielt und bis zu "Alles über meine Mutter" immer wieder in Filmen des spanischen Meisterregisseurs zu sehen ist, während beispielsweise Cecilia Roth nach ihren Rollen in "Labyrinth der Leidenschaften" und "Das Kloster zum heiligen Wahnsinn" erst wieder in dem vielfach ausgezeichneten Melodram "Alles über meine Mutter" eine große Frauenrolle spielt. Und auch Antonio Banderas wäre ohne die sechs Filme von Almodóvar, in denen er in den 80er Jahren mitspielte, heute wohl nicht der Star, der er ist.



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Pedro Almodóvar
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