Paul Thek, in Process (Luzern)

Der amerikanische Künstler Paul Thek (1933-1988) realisierte 1973 im Kunstmuseum Luzern gemeinsam mit der Artist"s Co-op das Environment "Ark, Pyramid, Easter – A Visiting Group Show", das zu den bedeutendsten atmosphärischen Grossprojekten der 1970er-Jahre zählt. Die heute verlorene Installation ist zudem eines der zentralen Werke des legendären Künstlers Paul Thek.

Ziel der Ausstellungsreihe ist es, Paul Theks in Europa realisierte, installative Arbeiten in einen grösseren historischen Kontext einzuordnen. Zudem befragt "Paul Thek, in Process" den Stellenwert ephemerer Materialien in Ausstellungen, die Grenzen des Kunstwerks, die Instituti-onsgeschichte, die Rezeption und die heutige Inszenierungspraxis.

Als Ausstellung, Dokumentation und Inszenierung begibt sich das Projekt auf die Spuren einer verlorenen künstlerischen Praxis der 1970er-Jahre. Im Vergleich zu den Ausstellungstationen in Duisburg und Stockholm spielt in Luzern Theks Idee der kollaborativen Arbeitspraxis eine besondere Rolle. Der Künstler stellte damals die individuelle Autorschaft in Frage und machte die kollektive Arbeitsweise zum Thema der Ausstellung selbst. Daher werden in "Paul Thek, in Process (Luzern)" auch einige der in der Artist"s Co-op tätigen Künstlerinnen und Künstler vorgestellt. In Luzern fokussiert sich die Auswahl zudem auf die Spuren, die Paul Thek in der Sammlung hinterlassen hat. Nahezu alle in der Sammlung aufbewahrten Werke, Dokumente und Ephemera sind Bestandteil der Präsentation. Theks Alter Ego, "Fishman" (1969), nimmt als Relikt genauso Einzug in die Ausstellung wie die unzähligen Versatzstücke der einstigen Installation "Chicken Coop" (1969-1972).

Und auch "Dwarf Parade Table" (1969), das beinahe vollständig erhaltene Kernstücke aus Theks prozessualer Ausstellungsregie der 1970er Jahre, wird in neuinsze-nierter Form gezeigt. Der Prozess und Theks Arbeitsweise werden anhand der Briefwechsel zwischen dem Künstler und dem damaligen Konservator Jean-Christophe Ammann deutlich. Auch die unzähligen erhaltenen Zeichnungen, Kommentare, Notationen, Gedichte und Gebete des Künstlers und der Artist’s Coop werden erstmals vollständig gezeigt. Nebst dem Bezug zu der Sammlung des Kunstmuseums Luzern illustriert "Paul Thek, in Process" nicht nur eine ungewöhnliche Künstlerpersönlichkeit, sondern stellt auch deren Werk in Bezug zu dem seiner Kollegen und Zeitgenossen.

In New York, als Thek mit seinen Skulpturen menschlicher Glieder in Glaskästen berühmt wurde, arbeitete er so zum Beispiel mit dem amerikanischen Regisseur Robert Wilson (*1941) zusammen. Thek realisierte Bühnenbilder für Wilsons erste internationale Grosserfolge und agierte auch als Performer und Mitglied seiner Kompanie. Für die von Harald Szeemann für die documenta 5 entwickelte Idee der "individuellen Mythologien" war Thek massgeblicher Einfluss und ist auch heute das prominenteste Beispiel für die unter diesem Begriff versammelten Künstler. Als Ausstellung in process zeichnet das Projekt Paul Theks Reisen durch Europa nach. Am Lehmbruck Museum Duisburg (27.4.-29.7.2012), am Kunstmuseum Luzern (10.8.-18.11.2012) und am Moderna Museet Stockholm (Frühjahr 2013) ist die Ausstellung in jeweils veränderter Form zu sehen.

Paul Thek, in Process
10. August bis 18. November 2012