Paul Schad-Rossa und die Kunst in Graz

Die Jahre rund um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert zeichnen sich auch in Graz durch einen Aufbruch im Bereich der bildenden Kunst aus. In vielen Institutionen des Kunstbetriebes kam es zu Umstrukturierungen und Neugründungen: Die Kunstsammlungen des Joanneums wurden zusammengefasst und erhielten erstmals ein eigenes Gebäude in der Neutorgasse (Eröffnung 1895); die Landeszeichenakademie wurde umstrukturiert und als Leiter eines ihrer Meisterateliers im Jahr 1900 Alfred von Schrötter-Kristelli aus München berufen; an der Universität wurde 1890 das Institut für Kunstgeschichte eingerichtet und 1892 mit Josef Strzygowski als Vorstand besetzt; die dort angesiedelte und 1896 neu gegründete Kunsthistorische Gesellschaft veranstaltete Ausstellungen zeitgenössischer Kunst und Vorträge; die Gestaltung der Ausstellungen des Steiermärkischen Kunstvereins wurde an den neuen Richtlinien der Secessionen ausgerichtet (ab 1900); neue Kunst- und Künstlervereine konstituierten sich (1899 der Verein bildender Künstler Steiermarks und 1900 der Grazer Künstlerbund).

In der bildenden Kunst kann vor allem eine Künstlerpersönlichkeit mit dieser Erneuerungsbewegung in Zusammenhang gebracht werden: Paul Schad-Rossa (1862 - 1916). Er kam im Jahr 1900 aus München nach Graz und setzte sich hier vehement für die moderne Kunst ein - worunter er den von ihm vertretenen Symbolismus verstand. Von einer Gruppe fortschrittlich eingestellter Persönlichkeiten und einem Teil des Publikums wurde er begeistert aufgenommen, seine Werke wurden angekauft und in der lokalen Presse sehr ausführlich besprochen. Er gründete eine Kunstschule und gab mit Gleichgesinnten eine Kunstzeitschrift, die "Grazer Kunst", heraus. Von Anfang an gab es in der Stadt jedoch auch kritische Stimmen gegen seine Kunst und seine Aktivitäten. Letztlich sah er in dem vom Konservativismus geprägten Grazer Kulturklima für seine Ambitionen nicht genügend Möglichkeiten, sodass er die Stadt schon nach wenigen Jahren - 1904 - wieder verließ und nach Berlin übersiedelte.

In der Ausstellung in Graz werden die Werke Schad-Rossas - darunter die beiden großformatigen Gemälde der Neuen Galerie - mit Arbeiten von steirischen Künstlern in Beziehung gesetzt. Es soll aufgezeigt werden, vor welchem Hintergrund Schad-Rossa hier tätig war, bzw. ob und wie weit seine Kunst bzw. die des Secessionismus von den Grazer Künstlern rezipiert wurde. Dabei werden zwei große Linien der Kunst um diese Zeit verfolgt: die des Realismus und (Stimmungs)Impressionismus einerseits und die des Symbolismus und Jugendstils andererseits. Es zeigt sich, dass in einer Stadt zweiter Größe wie Graz die Stilausprägungen nicht so pointiert erfolgten wie in den Metropolen. Die Künstler/innen mussten sich quasi den Bedingungen der Provinz beugen.

Die Folge davon ist eine "gemäßigte Moderne", bei der die Elemente der verschiedenen konträren Richtungen abgeschwächt und oft auch miteinander verwoben wurden. Die Ausstellung dehnt den betrachteten Zeitraum bis über den Ersten Weltkrieg in die 1920er-Jahre aus, denn die beiden großen Richtungen (Stimmungs-) Impressionismus wie auch Symbolismus wurden hier noch bis weit in die Zwischenkriegszeit gepflogen - auch das ist ein Charakteristikum der "Provinz".


Aufbruch in die Moderne?
Paul Schad-Rossa und die Kunst in Graz
7. November 2014 bis 22. Februar 2015