Patente Instrumente

Das MKG präsentiert die hochkarätige 250 Stücke umfassende Instrumentensammlung Wolfgang Hanneforths, die der Sammler in 30 Jahren aufgebaut und im Herbst 2011 dem MKG als Geschenk übergeben hat. Das Interesse des Sammlers galt technisch außergewöhnlichen, in ihrer Konstruktion innovativen Instrumenten. Den Hauptbestandteil bilden Streich- und Holzblasinstrumente des 19. und 20. Jahrhunderts.

Besonders hervorzuhebende Streichinstrumente sind die für frühe Tonaufnahmen von dem Ingenieur Johann Matthias Augustus Stroh entwickelten "Strohgeigen" – Streichinstrumente mit einem schallverstärkenden Metalltrichter. Die Sammlung enthält außerdem verschiedene Violinen in außergewöhnlichen Korpusformen, wie sie von experimentellen Geigenbauern im 19. und 20. Jahrhundert entworfen wurden. Dazu zählt etwa eine von dem französischen Geigenbauer François Chanot entworfene Violine mit gitarrenähnlichem Korpus. Weitere Objekte der Sammlung sind seltene Tanzmeister- oder Taschengeigen (Pochettes) und verschiedene Stumme Geigen sowie Miniaturinstrumente.

Von besonderem historischem Wert sind 24 Französische und Englische Flageoletts, darunter vier besonders herauragende Doppelflageoletts der Londoner Werkstatt von William Bainbridge. Die Sammlung wird ergänzt durch einige technisch und historisch interessante "Zubehörteile" wie ein patentierter Stimmstock, ein verstellbarer Saitenhalter, Stimmgabeln und Metronome. Nach Ende der Sonderausstellung in der Foyer Galerie werden zentrale Stücke der Hanneforth-Sammlung in die Dauerausstellung der Musikinstrumentensammlung des MKG integriert.

Die Sammlung Hanneforth, mit ihrem Schwerpunkt auf technisch und konstruktiv außergewöhnlichen und innovativen Instrumenten hauptsächlich aus dem 19. und 20. Jahrhundert, ergänzt den Bestand des MKG in inhaltlich idealer Weise. Der seit den Gründungsjahren des MKG kontinuierlich aufgebaute Sammlungsbestand von heute etwa 450 Musikinstrumenten hat seinen inhaltlichen Schwerpunkt in Instrumenten, die sich durch ihre außergewöhnliche handwerklich-künstlerische Gestaltung auszeichnen und insbesondere aus Hamburger Werkstätten des späten 17. und 18. Jahrhunderts. Stammen. Durch die im Jahr 2000 übernommene Sammlung historischer Tasteninstrumente von Andreas Beurmann wurde ein weiterer Schwerpunkt in diesem Bereich hinzugewonnen. Die Hanneforth-Sammlung ergänzt diesen umfangreichen Bestand, der einen umfassenden Blick auf die historische Entwicklung von Musikinstrumenten ermöglicht.

Hanneforth war zeitlebens ein engagierter und auch praktisch ausübender Musikenthusiast. Schon als Kind hatte er Unterricht auf dem Klavier, und seit 1946 auch auf der Geige erhalten. Einige Jahre später wurde er außerdem Mitglied im Posaunenchor seiner Kirchengemeinde, wo er Trompete, Flügelhorn, Hochbass, Posaune und schließlich Waldhorn spielte, das dann später zu seinem Hauptinstrument im Posaunenchor wurde. Aus den musikalischen Aktivitäten Wolfgang Hanneforths ergab sich das Interesse für (alte) Musikinstrumente, und es entwickelte sich schließlich eine Sammelleidenschaft, aus der heraus allmählich die Sammlung von Musikinstrumenten erwuchs.

Erstmals mit der ernsthaften Absicht, eine Musikinstrumentensammlung aufzubauen, erwarb Wolfgang Hanneforth 1977 fünf Instrumente. In den folgenden Jahren von 1978 bis 1992 wurden durchschnittlich etwa acht Stücke pro Jahr hinzuerworben. Eine Intensivierung der Sammeltätigkeit wurde 1993 durch eine Erbschaft möglich. Der Hauptbestand der Sammlung wurde daraufhin in den Jahren bis 1997 zusammengetragen. Von 1998 bis 2004 wurde dieser noch durch im Durchschnitt vier Neuerwerbungen pro Jahr erweitert.

Wolfgang Hanneforth wurde am 16. Juli 1936 in Gadderbaum bei Bielefeld (heute eingemeindet) geboren. Nach dem zweiten Weltkrieg legte er 1956 die Abiturprüfung ab, der ein Studium der Fächer Biologie, Chemie und Physik an den Universitäten Mainz und Göttingen folgte. Dieses beendete er 1964 mit der Promotion in Göttingen. Seit 1972 arbeitete Hanneforth als engagierter Hochschullehrer an der Fachhochschule Hamburg Bergedorf im Studienbereich Biomedizintechnik, Umwelttechnik und Biotechnologie. Die Hochschule ernannte ihn im Mai 1980 zum Professor.

Die Sammlung Hanneforth
250 Meisterwerke des Instrumentenbaus
15. Juni bis 30. Dezember 2012