Ohne Anfang, ohne Ende

Mit einer großen Ausstellung ehrt MARTa Herford das Schweizer Multitalent Max Bill (geb. 1908, gest. 1994) im Jahr seines 100. Geburtstags. Berücksichtigt wird sein gesamtes OEuvre aus Malerei, Skulptur, Architektur, Design und Grafik-Design. Die Bandbreite seines Schaffens trug Max Bill die Bezeichnung "letzter Leonardo" ein.

Neben seiner Hauptbeschäftigung als Künstler und Designer trat betätigte er sich auch als Ausstellungsmacher, Autor, Publizist, Theoretiker und als Lehrer. Nach dem Studium am Bauhaus Dessau ließ er sich in Zürich nieder. Mit den Arbeiten aus dieser Zeit zählt er zu den bekanntesten Vertretern der "Züricher Konkreten", die in der Tradition des Konstruktivismus und der niederländischen Gruppe "De Stijl" stehen.

Das Werk von Max Bill ist Ausdruck einer klaren geistigen Ordnung und als solches als ein Modell für eine bessere soziale Ordnung zu verstehen. Es zeigt eine idealisierende Reaktion auf die Schrecken des Zweiten Weltkriegs, wie sie zuvor schon die Avantgarde der Moderne in Reaktion auf den Ersten Weltkrieg vollzieht. Mehr als nur klare Ästhetik bietend, will Max Bill das Ideal einer politisch-sozialen Ordnung formulieren. Ganz im Sinne dieses Engagements beteiligte sich Max Bill 1951, gemeinsam mit Inge Scholl und Otl Aicher an der Gründung der Ulmer Hochschule für Gestaltung, deren erster Rektor er wurde.

Die Ausstellung erweitert den Blick auch auf das kulturelle Umfeld des Künstlers. Neben einer Beteiligung an der Französischen Künstlergruppe "Abstraction Création" war er auch Mitglied der Schweizer Künstlergruppe "Allianz" und pflegte Kontakte zu wichtigen Künstlern des 20. Jahrhunderts. Diese Verbindungen werden thematisiert durch die Präsentation diverser Arbeiten von Josef Albers über Paul Klee, Wassily Kandinsky und Kurt Schwitters bis zu Friedrich Vordemberge-Gildewart und zeigen so einen Diskurs mit dem geistigen Umfeld seiner Zeit.

In einer Begleitausstellung unter dem Titel "Wenn ein Reisender in einer Winternacht" wird das Nachwirken von Max Bill in der aktuellen Kunst an Arbeiten von Guillaume Leblon, Olaf Nicolai, Riccardo Previdi, Bojan Sarcevic, Jens Wolf und Katja Strunz, Richard Wright, Christoph Haerle und Manfred Pernice untersucht. Wie in der Lehrpraxis des Bauhauses wird in der Ausstellungspraxis des Museums MARTa Herford nicht hierarchisch zwischen "angewandter Kunst" und "schöner Kunst" unterschieden.

Max Bill steht künstlerisch wie auch pädagogisch beispielhaft für diesen Ansatz: In seinem künstlerischen Schaffen führt er die idealen Gesellschaftsentwürfe der Moderne fort. Als Gründungsdirektor der Hochschule für Gestaltung in Ulm greift er pädagogisch das Lehrkonzept des Bauhauses wieder auf. Max Bill steht damit für die Kontinuität bzw. das Wiederaufnehmen der Moderne nach dem Zweiten Weltkrieg.


Die Ausstellung im Museum MARTa Herford wird in einem Katalog umfassend dokumentiert.

Max Bill – Ohne Anfang, ohne Ende
2. Februar bis 30. März 2008