Odell an die Freude

29. Juni 2016 Rosemarie Schmitt
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Was erwartet Ihr von einem 25-jährigen Singer-Songwriter, der dazu noch so aussieht wie er? Also, so irgendwie ziemlich schnieke, gut zu vermarkten, vielleicht nicht ganz so schnell verderblich, ansonsten eine Sahneschnitte. Vielleicht erwartet Ihr unterhaltsame, melodische Songs, bisschen dünn drüber, aber nett?

Tom Odells Debütalbum "Long way down" ging ab wie SchmittsKatze. Elton John und Billy Joel waren/sind voll des Lobes! Schön für Odell, oder? Ja, doch auch diese Medaille hat zwei Seiten. Sicher, solch ein Start ist enorm wichtig für die Karriere eines Künstlers, doch wie und woher die Zeit und Energie nehmen für ein Follow-Up-Album? Und: wie toppt man so einen Erfolg? Tom Odell war eines klar: er brauchte Ruhe um Krach zu machen! Und: er musste alleine sein. Also zog er aus, in eine Stadt, die niemals schläft, eine Stadt mit mehr als acht Millionen Einwohnern. Er ging nach New York, dort ist das Alleinsein einfach.

"Ich würde wirklich gerne in einer Zeit leben, in der Musik den Menschen ein erhabenes Gefühl gegeben hat. Wenn meine Musik traurig ist, dann möchte ich, dass sie RICHTIG traurig ist. Wenn sie fröhlich ist, soll die Euphorie spürbar sein… ich denke, dass die Platte die überhöhten Gefühle und Emotionen zum Ausdruck bringt, die wir alle erleben." Das sagt Tom Odell, dessen zweites Album "Wrong Crowd" in diesem Monat veröffentlicht wurde (Columbia/SONY Music).

Es ist eine Freude, seine Musik zu hören, selbst bei den ernsten, mitunter traurigen Songs! Wrong crowd? To hook up with the wrong crowd bedeutet soviel wie: in schlechte Gesellschaft geraten. Das ist das Credo dieses Albums und man glaubt Tom Odell jeden einzelnen Ton.

Ich habe den Eindruck, dass dieser junge Mann, obwohl noch nicht sehr lange, jedoch sehr intensiv lebt. Das hört man! Lebenserfahrung zu haben, dass schreiben sich die "Alten" gerne auf die Fahne ... und nehmen dabei nicht wahr, wie anstrengend ein junges Sein sein kann!

Ich bin nicht nur beeindruckt von Odells Fähigkeiten als Komponist, sondern auch von seiner Stimmakrobatik. Fragil, kraftvoll, dreckig, sanft oder ruppig hat er drauf. Beim Hören der CD könnte man den Eindruck haben, dass Tom Odell ausprobiert. Was kann ich? Was macht mir Spaß? Wie viele Seiten stecken in mir? Was kommt an?

"Wrong crowed" ist ein abwechslungsreiches, spannendes, interessantes Album. Aber da ist noch Platz nach oben. Da geht noch was! Da muss noch was kommen, bei diesem Potential!

Doch bis dahin genießen wir, was wir haben!

Herzlich,
Rosemarie