Norbert Pümpel. Modell der Wirklichkeit
In Norbert Pümpels Verständnis ist die Wirklichkeit eine Konstruktion: eine Kernbehauptung, die auch bildtitelwürdig geworden ist. Das macht nun aber das künstlerische Anliegen, sofern es sich der Idee der Wahrheit verpflichtet fühlt, nicht leichter. Denn – so ebenfalls ein Bildtitel –: „Ein a priori wahres Bild gibt es nicht.“ Auch das Bild – jedes Bild – ist also ein Konstrukt. Wirklichkeit und Abbild sind in gleicher Weise Erfindungen, von uns gemacht, damit wir uns in der Welt zurechtfinden können…
Um Materie, Information und Energie geht es auch bei den Skulpturen. Und damit auch um „Form“. Kein Verweis und keine Symbolik verstellen den Blick auf das Objekt, nichts Metaphorisches lenkt vom Gesehenen ab. Die Form selbst ist Inhalt und Aussage zugleich. Ihre Existenz und deren Wahrnehmbarkeit ist Grundlage dieser Ästhetik: „Die Wirklichkeit funktioniert ästhetisch. Alles, was ist, bestimmt indem es ist und als Welt erfahren wird, diese ästhetische Funktion.“ schreibt Pümpel 2002.
(Georg Peithner Lichtenfels, 2018)
…Andere Objekte aus Holz (mit ihren unterschiedlichen Bedeckungen, Einhüllungen und Ummantelungen) verweisen auf die Dialektik von Verborgenem und Sichtbarem (z. B. „Two Closed Chambers“), von Materialität und Immaterialität oder mit ihren Eingriffen in die ursprüngliche Substanz auf die Dialektik von Verletzung und Heilung, auf das Fehlende und seinen Ersatz. Natürliche oder künstlich erzeugte Fehlstellen – Sprünge, Risse oder Einschnitte – sind verfüllt mit fremder Materie. So entstehen antagonistische Materialkonstellationen, mit denen sich nichtsdestoweniger der Anspruch verbindet, als „Kosmologische Modelle“ wahrgenommen zu werden. Denn – so das Fazit dieser Konfigurationen: Wirklichkeit ist immer nur als Überlagerung und Durchdringung einander widersprechender Systeme angemessen denk- und beschreibbar.
(Harald Kimpel, 2018)
Norbert Pümpel
1956 geboren in Innsbruck, lebt und arbeitet in Götzis und Hohenems/Vorarlberg Studium der Naturwissenschaften in Innsbruck (ohne Abschluss) ab 1976 Bildkonzepte im Grenzbereich zu den Wissenschaften. Ausgehend von physikalischen Untersuchungen entstehen Zeichnungen, Konzepte und theoretische Schriften. Später zur nuklearen Bedrohung, zu Schrödingers Katzenparadoxon (2005/2008) und über Wittgenstein 1982 entsteht die monumentale Zeichnung Wahrscheinliche Aussage zu einem Guernica des späten 20. Jahrhunderts. 1985 erste Museums- Einzelausstellung in der Neuen Galerie der Staatlichen Kunstsammlungen Kassel. 1986/87 Aufenthalte in New York. Es folgten weitere friedenspolitische Arbeiten: Aschenbilder über Hiroshima und Nagasaki.
Ab 2012 entstehen neben dem malerischen Werk vermehrt Skulpturen und Objekte.
Norbert Pümpel. Modell der Wirklichkeit
26. April bis 25. Mai 2019
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