Nobuyuki Tanaka - Urformen

Das Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern zeigt die erste europäische Einzelausstellung des japanischen Künstlers Nobuyuki Tanaka. Sie stellt mit rund 20 einzigartigen, teilweise monumentalen Wand- und Bodenarbeiten, die zwischen 1994 und 2018 entstanden sind, das eindrucksvolle Œuvre eines der wichtigsten zeitgenössischen Lackkünstler Japans vor.

In seinen außergewöhnlichen Skulpturen verbindet Nobuyuki Tanaka eine seit Jahrhunderten in Japan praktizierte Bearbeitung von Lack mit einer organischen Formensprache. Als herausragender Repräsentant und Wegbereiter des Gebrauchs von Lack in der Gegenwartskunst verwendet Tanaka das Material meist in poliertem Tiefschwarz, zum Teil auch in intensivem Rot, als mehrschichtigen Überzug für seine großformatigen Skulpturen. So entstehen abstrakte Werke mit lebendig geschwungenen, meist glänzenden Oberflächen von großer Ausstrahlungskraft und Tiefe. Eine besondere Ästhetik geht von ihnen aus. Dabei ist das Licht ein wichtiger Teil der Arbeiten, da sich die Wirkung ihrer Oberflächen mit wechselnden Lichtverhältnissen facettenreich verändert.

Am Beginn des Arbeitsprozesses stehen zahlreiche Skizzen. Anschließend baut der Künstler ein maßstabsgetreues Modell im Kleinformat, bevor er mit der Modellierung einer dreidimensionalen Skulptur beginnt. Die angewandte kanshitsu-Technik (Trockenlacktechnik) reicht in der japanischen Lackkunst bis in das 7. Jahrhundert n. Chr. zurück. Nobuyuki Tanaka formt Trockenlacke auf traditionelle Art und Weise, die er zeitweise variiert, indem er die Negativform aus Styrofoam fertigt (ein Material, das ebenso wie Styropor aus Polystyrol-Hartschaum besteht) und auf diese PVC-Folien auflegt, um sie mit lackgetränktem Gewebe, zumeist aus Hanf bestehend, zu kaschieren. Jede Schicht muss zunächst trocknen, bevor eine weitere aufgelegt wird; solange, bis die gewünschte Oberflächenstärke erreicht ist. Das Ergebnis sind leichte, stabile, teilweise hochaufragende Skulpturen mit extrem glatter Oberflächentextur.

Inspiration gewinnt der Künstler in erster Linie aus dem Material selbst, aber auch aus Phänomenen der Natur. Ursprung und Entstehung des Lebens erfahrbar zu machen, sind thematische Anliegen. Tanaka arbeitet in Werkgruppen. Die Serie "Flowing Water, Feeling Water" (Fließendes Wasser, gefühltes Wasser") verweist beispielsweise auf ein Naturelement, dem in der ostasiatischen Kultur ein außergewöhnlich hoher Stellenwert zukommt. Tanaka selbst bezeichnet Wasser als eine Metapher für die Natur. Das Fließen eines Wasserfalls oder eines Flusses ist unmittelbar mit dem Leben an sich verbunden, mit der Erinnerung an die Ursprünge (Primordial Memory). So heißt auch eine weitere Werkgruppe, aus der eine 2017 entstandene, über 2 Meter hohe und 3 Meter breite, Lackarbeit zu sehen ist. Sie gibt der Ausstellung in abgewandelter Form ihren Titel und fasst damit die künstlerische Intention zusammen.


Zur Ausstellung erscheint ein umfassend illustrierter, deutsch/englischer Katalog mit Texten von Britta E. Buhlmann (Direktorin mpk), Beatrice Kromp (Museum für Lackkunst, Münster), Antje Papist-Matsuo (Freie Universität Berlin), Annette Reich (Kuratorin mpk), Atsuhiko Shima (Direktor 21st Century Museum of Contemporary Art, Kanazawa), Nobuyuki Tanaka und einem Interview mit dem Künstler. Die Publikation erscheint in der Edition Cantz zu einem Preis von ca. 24,00 Euro und umfasst ca. 160 Seiten. Sie kann auch unter www.mpk.de online bestellt werden.

Nobuyuki Tanaka - Urformen
20. Oktober 2018 bis 10. Februar 2019
Eröffnung: Fr 19. Oktober 2018, 20 Uhr