No flesh, no meat, just BEEF!

23. März 2015 Kurt Bracharz
Bildteil

Als ich in der Lindauer Bahnhofsbuchhandlung nach dem neuen Heft von BEEF! fragte, weil ich es bei den anderen Food-Zeitschriften nicht finden konnte, stieß man mir Bescheid, es sei natürlich dort, wo es hingehöre, also bei den Männermagazinen.

Nun glaube ich mich zwar zu erinnern, schon einmal eine Sexzeitschrift namens FLESH gesehen zu haben, aber die Logik, die ein eindeutiges Food-Magazin wie BEEF! woanders als neben dem "Feinschmecker", dem "Falstaff", "Effilée" oder "Essen & Trinken" einordnet, leuchtet mir nicht so ganz ein, auch wenn sich BEEF! nicht nur mit dem Untertitel "Für Männer mit Geschmack", sondern auch sonst recht klar an männliche Leser richtet, und das nicht nur thematisch (es geht ziemlich oft ums Grillen), sondern ganz generell, in der Wortwahl und im Stil.

Das fängt bei den Hefttiteln an ("Dicke Dinger", "Leider lecker"), geht mit kleinen Bosheiten weiter (neben dem Foto eines Lamms steht "Weiches Fett, süßer Blick, saftige Keulen"), was die meisten Frauen nicht witzig finden, während diese Zusammenstellung von Kindchenschema-Eigenschaften mit dem Hinweis auf die Essbarkeit ein beliebter Schmäh unter Männern ist, so alt wie das Lagerfeuer, entfernt verwandt mit "Mögen Sie Kinder? Ja, wenn sie gut durchgebraten sind") und setzt sich in flapsiger Schreibe ("Die klassische Kaviarproduktion: Knüppel auf den Kopf, Stör aufschlitzen, unreife Eier rauskratzen") und mit jenen Exotika fort, die keine gestandene Köchin auch nur im Geringsten interessieren, nämlich wie z. B. Leguan, Fuchs oder Flughundsuppe schmecken (Letztere ist "keine kulinarische Köstlichkeit, aber essbar").

In der aktuellen Extra-Nummer "Spezial: Selber wursten" findet der Leser Verkostungsnotizen zu Wurstwasser. Ja, Wurstwasser. Das Zeug, in das Wurstkonserven eingelegt sind, mit viel Salz, Flüssigrauch etc. Probiert wurden die Flüssigkeiten aus der Dose Rostocker Bockwürste und aus Gläsern mit Frankfurtern von Meica und Wiener Bio-Würstchen von Edeka. Das vorhersehbare Ergebnis: Das Dosenwurstwasser war gerade eben "erträglich", die beiden anderen eher zum Kotzen; sie sind allerdings auch nicht zum Verzehr gedacht.

Aber diese Wurstwasserverkostung ist eine originelle Idee, deren Realisierung man sich in keiner der anderen Zeitschriften im Food-Regal der Buchhandlung vorstellen kann (was aber nun wirklich kein ausreichender Grund ist, BEEF! zu den Männerzeitschriften zu stellen).

Nach der Aufzählung solcher Kuriosa muss es aber schon noch deutlich gesagt werden: BEEF! hat auch im "Normalbereich" interessantere Artikel und Rezepte als die anderen einschlägigen Magazine. Oder kommt mir das nur so vor, weil ich zufällig aus biologischen Gründen im Zentrum der Zielgruppe stehe?