No fashion, please!

Im Rahmen des Herbstschwerpunktes zu Fotografie und Mode stellt die Ausstellung "No fashion, please!" anhand von 19 Einzelpräsentationen die zeitgenössische internationale Fotografieszene vor. Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen Arbeiten, die die fundamentale Beziehung zwischen Körper und Be(Kleidung) thematisieren und die sich direkt oder indirekt mit den unterschiedlichen Strategien der Modefotografie auseinandersetzen.

Dabei grenzt sich die anthologische Ausstellung bewusst vom angewandten Charakter der klassisch, funktionalen Modefotografie ab und geht stattdessen den Wunschvorstellungen und Idealen einer sich veränderten Körperästhetik innerhalb der letzten zwei Dekaden nach.

Exemplarisch für die Radikalität des ausgehenden 20. Jahrhundert stehen die schrillen Modekreation des Fashion-Designers, Models und Performances Künstlers Leigh Bowery, die der britische Fotograf Fergus Greer dokumentarisch festhielt. Bowerys in mehrfacher Hinsicht grenzüberschreitende Arbeiten inspirierten zahlreiche Modedesigner und machten ihn zur Ikonen der Londoner Subkultur. Auch die Arbeiten von Matthias Herrmann sowie Martin & The evil eyes of Nur nehmen auf grundsätzlich verschiedene Art und Weise Stellung zu den in Szene gesetzten Strategien einer queeren Subkultur die in den letzten Jahrzehnten zusehends vom konsumorientierten Mainstream absorbiert worden ist.

Zahlreiche künstlerische Beiträge, wie zum Beispiel jene von Jeff Bark, Steven Cohen/Marianne Greber, Luigi & Luca oder auch Sophia Wallace beziehen sich auf die Dialektik zwischen der Form und der Erscheinung des Körpers sowie seiner Wirkung mit Verwandlung unabhängig von den mit Kleidung verbundenen Konventionen. Es geht um Akte der Verweigerung, Grenzüberschreitungen der Disziplinen, oft mutig und mutwillig erprobt. Die Künstlerinnen und Künstler in der Tradition der Körperkunst schlagen Modelle und Situationen vor, die sich mit den "Modellen" der Mode überschneiden, jedoch auch Querverweise zu Installationen, Zeremonien und Ritualen erlauben.

Dass sich Zugehörigkeiten auch durch Codes der Kleidung manifestieren und Identitäten durch diese konstruiert und verfestigt werden, belegen wiederum die Fotoserien von Chan-Hyo Bae und Lea Golda Holtermann. Die eingesetzten medialen Strategien sind vielfältig und reichen von inszenierter Fotografie zu Projektionen, Performances und Körperskulpturen, bis hin zu Video und Film.

Teilnehmende KünstlerInnen: Chan-Hyo Bae, Tracey Baran, Jeff Bark, Leigh Bowery/Fergus Greer, Steven Cohen/Marianne Greber, Philip-Lorca diCorcia, Matthias Herrmann, Lea Golda Holterman, Izima Kaoru, Luigi & Luca, Sandra Mann, Martin & The evil eyes of Nur, Brigitte Niedermair, Erwin Olaf, Alex Prager, Hanna Putz, Viviane Sassen, Sophia Wallace, Bruce Weber

Ausstellungskatalog: "No fashion, please! Fotografie zwischen Gender und Lifestyle." Hg.: Kunsthalle Wien, Gerald A. Matt, Peter Weiermair. Mit Textbeiträgen der Künstler sowie von Peter Weiermair und Eugenio Viola. Ca. 160 Seiten, Deutsch/Englisch. Verlag für moderne Kunst, Nürnberg

No fashion, please!
Fotografie zwischen Gender und Lifestyle
10. November 2011 bis 29. Jänner 2012