23. Oktober 2019 - 7:21 / Rosemarie Schmitt / Musikuß

Verschenken Sie doch mal Coco nicht für hinters Öhrchen, sondern für hinein!
Seit nunmehr 20 Jahren leitet Lars Ulrik Mortensen das Ensemble Concerto Copenhagen. Kurz Coco genannt. Kurz und gut ist nicht nur der Name! Das kommt Ihnen dänisch vor? Zurecht.

Concerto Copenhagen:

Ich gebe zu, dass die kürzlich veröffentlichte Aufnahme „The Four Seasons after Vivaldi“ (DaCapo/Naxos) das Erste war, was ich von Concerto Copenhagen hörte. In Skandinavien gibt es wohl kaum einen Klassikliebhaber, der dieses Ensemble und deren sehr spezielle Interpretationen nicht kennt. Jenen, muss man auch nicht erklären, dass Karl Aage Rasmussen ein dänischer Komponist ist, der am 13. Dezember seinen 72. Geburtstag feiert. Rasmussen komponiert und kreiert, Klangbilder des 21. Jahrhunderts, aus dreihundert Jahre altem Material.

Es ist ein großes Glück, wenn ein Komponist mit solchen Ambitionen jemanden findet, der Gedachtes, Geschriebenes, Beabsichtigtes umzusetzen in der Lage ist. Und dieses Glück trägt einen Namen: Lars Ulrik Mortensen. Dessen Glück wiederum nennt sich Concerto Copenhagen!

„Musikalische Interpretation ist ein lebendes, atmendes, organisches Ding, und es geht nicht darum, das, was du gestern getan hast, heute unverändert zu reproduzieren“, sagte Mortensen. Passt also!

Ich begreife, was er meint, nachdem ich „seinen“ Vivaldi, bzw. den von Rasmussen gehört habe. Dieser Vivaldi ist so lebendig, dass man seinen Schluckauf hören kann. Als ich die CD erstmals abspielte, nahm ich tatsächlich an, dass mein CD-Spieler defekt sei. Wäre es eine Schallplatte gewesen hätte ich angenommen, dass sie, obschon neu, einen Sprung hat. Es war kein Sprung, sondern eine ungewöhnliche Anzahl aufeinander folgender punktierter Synkopen. Was für eine Freude muss es den Musikern bereitet haben!

Nix Prima Vera! Prima Karl!

Zunächst hielt meine Begeisterung für diese Jahreszeiten sich sehr in Grenzen: „Muss man so eine Komposition, die ein jeder kennt und liebgehört hat, so bearbeiten?!“ Inzwischen denke ich: „Man muss nicht, aber man kann, wenn man kann!“ Und Rasmussen kann’s! Außerdem funktioniert es mit einem derart bekannten Werk am Besten, denn ein jeder kann vergleichen.

Zum Vergleich, oder eben nicht, gibt es auf der CD eine kurze (7:39 Min.) Komposition von Karl Aage Rasmussen. „Follia, follia …“ klingt ein wenig nach Vivaldi, etwas chaotischer vielleicht, und dem Tempo der heutigen Zeit entsprechend. Da mag die letzte Komposition „Gli uccelli“ von Respighi etwas altbacken anmuten, wäre es nicht eine Version speziell für das Ensemble Concerto Copenhagen von Karl Aage Rasmussen.

„The four Seasons after Vivaldi“ ist eine sehr interessante (nein, es handelt sich nicht um die kleine Schwester von …!), also eine wirklich interessante Aufnahme! Einzig, was ich bedaure, dass es keinen deutschen Text im Booklet gibt.
Aus aktuellem Anlass, denn in acht Wochen ist Weihnachten: Vivaldis Winter a la Rasmussen:

Und ich mag den Winter doch!

Herzlichst,
Ihre Rosemarie Schmitt



Cover - The Four Seasons after Vivaldi
Cover - The Four Seasons after Vivaldi
Concerto Copenhagen, Foto Thomas Nielsen
Concerto Copenhagen, Foto Thomas Nielsen
Lars Ulrik Mortensen, Foto Francesco Galli
Lars Ulrik Mortensen, Foto Francesco Galli
Concerto Copenhagen, Foto Thomas Nielsen
Concerto Copenhagen, Foto Thomas Nielsen
Concerto Copenhagen, Foto Francesco Galli
Concerto Copenhagen, Foto Francesco Galli