Niko Pirosmani - Wanderer zwischen den Welten

Die Wiener Albertina widmet dem georgischen Maler Niko Pirosmani (1862–1918) eine umfassende Ausstellung. Der Autodidakt, der seine leuchtenden, eindringlichen Bilder für die georgischen Gasthäuser und Schenken der Jahrhundertwende malte, ist heute ein Held der Avantgarde, den es für ein breites Publikum zu entdecken gilt. 1913 wurde Niko Pirosmani in der legendären Ausstellung "Zielscheibe" in Moskau gemeinsam mit Natalia Gontscharowa, Michail Larionow, Kasimir Malewitsch und Marc Chagall als "Rousseau des Ostens" präsentiert.

Seine Auftragsarbeiten, die häufig Tiere oder dörfliche Szenen zeigen, wurden nicht in Galerien, Künstlervereinigungen und Museen ausgestellt, sondern waren für alle gesellschaftlichen Schichten öffentlich in Gasthöfen, Tavernen, Schenken und Läden zugänglich. Kunst war für Niko Pirosmani ein weites, offenes Feld, er selbst soll ein Außenseiter und Vagabund gewesen sein. Ein Wanderer zwischen des Welten, zwischen Stadt und Land, Gaststuben und Tierställen, der sich gleichzeitig im Zentrum der Gemeinschaft aufhielt.

Es ist die direkte und besondere Verbindung zu seinem Publikum, die bewirkt, dass sich die Bilder wie ein kollektiver Traum ausnehmen. Niko Pirosmanis Werke sprechen die Betrachtenden direkt an. Das Elementare der Sujets ist auf eine Allgemeinheit ausgerichtet, welche im Begriff steht, das bäuerliche gegen ein städtisches Leben einzutauschen. Die malerische Direktheit und Stilisierung stehen im Dienste einer Bildwirkung aus der Entfernung, wie sie für die Lokale adäquat ist, für die Pirosmani seine Werke schaffte. Das schwarze Wachstuch als Malgrund lässt die Motive wie aus einer dunklen Tiefe aufscheinen.

Niko Pirosmanis Sprache ist sehr direkt. In die rurale Welt seiner Bilder haben bereits die Eisenbahn und die illustrierten Zeitschriften Einzug gehalten. Die Giraffe, der weiße Bär oder der Löwe sind imaginäre Protagonisten, die von der Beschwörung, der Typisierung und zuweilen auch Idealisierung des Kreatürlichen und der Elemente einer Gemeinschaft zeugen: Der Schäfer, der Fischer, die Dorfschönheit, die Mutter mit dem Kind, die festlichen Gelage, der Dienstbote, die Weinlese, die Arbeit und die Tiere auf dem Hof oder im Feld und im Wald. In seinen Bildern preist er eine strahlend harmonische Ordnung, die er selbst als "der Vagabund" mehr erträumt als erfahren hat. Die Nachwelt machte ihn jedoch zur Leitfigur, zu einem Maler der Hoffnung und des Glaubens an das Bessere im Menschen, auch in Zeiten, in denen alles dagegen sprach.


Niko Pirosmani - Wanderer zwischen den Welten
26. Oktober 2018 bis 27. Jänner 2019