Newman, Stella, Judd

In den 1960er Jahren brach in den USA ein regelrechter Druckgrafik-Boom aus. Amerikanische Künstler des Abstrakten Expressionismus sowie der Pop und Minimal Art setzten mit grossen Formaten und technisch gewagten Experimenten neue Massstäbe für die moderne Druckgrafik. Diese Siebdrucke, Lithografien und Radierungen wurden zugleich zu einer beliebten Alternative für die wachsende Zahl von Sammlern, denen die unerschwinglich gewordenen Gemälde ausser Reichweite rückten.

Wesentlich beteiligt an diesem Boom waren grosse Druckateliers, deren Meisterdrucker den Malern und Bildhauern die technische Umsetzung ihrer künstlerischen Vorstellungen ermöglichten. Ateliers wie Universal Limited Art Editions, Long Island, New York, oder Gemini G.E.L. in Los Angeles und die Petersburg Press in New York übernahmen auch als Herausgeber von Mappen und Einzelblättern eine wichtige Rolle.

1963 schenkte der Kunsthändler und Sammler Eberhard W. Kornfeld dem Kunstmuseum Basel drei Lithographien von Sam Francis; dies waren die ersten Werke der Sammlung amerikanischer Druckgraphik der Nachkriegszeit im Basler Kupferstichkabinett. Seither wuchs der Bestand durch Erwerbungen aber auch weitere grosszügige Geschenke stetig an. Zu den Schwerpunkten gehören von Jasper Johns, Barnett Newman, Frank Stella, Andy Warhol, Donald Judd, Sol LeWitt und Brice Marden. Sei 1965 wird amerikanische Druckgraphik in regelmässigen Abständen im Kunstmuseum Basel ausgestellt. Mit Newman, Stella und Judd werden nun drei der wichtigsten druckgraphischen Positionen der Nachkriegszeit Amerikas in einer repräsentativen Auswahl vorgestellt.

Barnett Newman (1905–1970) begriff Druckgraphik als eine eigenständige und gleichwertige Ausdrucksweise, die im Dialog mit Gemälden und Skulpturen entstand. Das aus Lithographien und Radierungen bestehende Œuvre mit den berühmten Folgen der 18 Cantos (1964) und der Notes (1968/69) ist vollständig in der aktuellen Ausstellung vertreten.

Frank Stella (geb. 1936) gilt als Virtuose im Bereich der Druckgraphik, der in Zusammenarbeit mit professionellen Druckern einzigartige Werke schuf. Für seine virtuose Serie Polar Co-ordinates (1980) waren komplexe Druckvorgänge mit je über 40 Druckträgern nötig.

Von Donald Judd (1928–1994) sind frühe Holzschnitte aus den 60er Jahren zu sehen, die zunächst organische, runde Formen und dann nur noch geometrische Gebilde darstellen. Eine neu erworbene Serie von Siebdrucken (Untitled, 1991) zeigt, wie er Fragen nach der Wahrnehmung von Raum, die er anhand von Objekten untersuchte, in die zweidimensionale Sprache der Druckgraphik übertrug.

Anita Haldemann / Christian Müller


Newman, Stella, Judd
Amerikanische Druckgraphik aus dem Kupferstichkabinett
14. Juli bis 7. Oktober 2007, Zwischengeschoss