"New Entries!" im Museion

Im Mittelpunkt der Ausstellung "New Entries!", deren Positionen jenseits des Mainstream in der zeitgenössischen Kunstszene liegen, stehen fotografische Arbeiten. Dabei werden Rolle und Stellenwert der Fotografie in der zeitgenössischen Kunst thematisiert. Zudem präsentiert Museion kürzlich erworbene plastische Werke sowie Arbeiten, die mit diesen Neuankäufen in einen Dialog treten und eigens zu diesem Zweck konzipiert wurden. In den Ausstellungsräumen werden daher unterschiedliche Sichtweisen miteinander konfrontiert, die vorwiegend auf fotografische Darstellungstechniken zurückgreifen.

Gezeigt wird dabei auch aktuelle, politisch engagierte und "unbequeme" Kunst. Ausgestellt sind Exponate von Zanele Muholi (Durban, Südafrika, 1972), der die Homo- und Transsexuellenszene in Südafrika beschreibt und von Santu Mofokeng (Johannesburg, Südafrika, 1956), der "traumatische Landschaften" in Europa und Südafrika ablichtet. William Kentridge (Johannesburg, 1955) ist international durch seine animierten Zeichnungen bekannt. In seiner Arbeit "Zeno Writing" (2002) vergleicht dieser Künstler die von Italo Svevo in dessen Roman Zeno Cosini beschriebene Grenzstadt Triest mit dem Staat Südafrika nach dem Ende der Apartheid. Walid Raad/The Atlas Group (Chbanieh, Libanon, 1967) dokumentiert die turbulente Geschichte seines Heimatlandes und hinterfragt die Authentizität von Bildern.

Alina Szapocznikov (Kalisz, Polen, 1926 – Praz-Coutant, Frankreich, 1973) ist in der Ausstellung mit ihrer Skulptur "Grand Tumeur III" vertreten, in der sie die Zerbrechlichkeit des Menschen im Allgemeinen und die Verletzlichkeit des weiblichen Körpers im Besonderen anhand ihrer Erfahrungen als Häftling in einem Konzentrationslager und als Krebspatientin thematisiert. Eine weitere Skulptur stammt von Miroslaw Balka (Ottwock, Polen, 1958), dessen minimalistisches Verfahren eine intensive Auseinandersetzung zwischen kollektiver und individueller Erinnerung in Gang setzt und den Betrachter zudem dazu einlädt, mit dieser Arbeit in Kontakt zu treten.

Mit Arbeiten von Luis Jacob, Matti Braun, Olivier Menanteau, Werner Gasser und Karl Unterfrauner zeigt "New Entries!" Fotografie als Weltarchiv. Luis Jacobs (Lima, Peru, 1970) Album VI (2007) analisiert emotionale Prozesse, mit deren Hilfe die Welt betrachtet und gedeutet wird. Die gemeinsam mit dem Video "A Dance for Those of Us Whose Hearts Have Turned to Ice, Based on the Choreography of Françoise Sullivan and the Sculture of Barbara Hepworth (With Sign-Language Supplement)" gezeigte Arbeit besteht aus mehreren hundert Fotos, die aus sehr unterschiedlichen Büchern und Zeitschriften stammen und zu einer fast schon erzählenden Sequenz montiert sind. Auf sechs schwarzweißen Offset-Drucken portraitiert Matti Braun (Berlin, Deutschland, 1968) in "Untitled [Sarabhai]" Vikram Sarabhai, den indischen Physiker und Konstrukteur des ersten auf dem Subkontinent hergestellten Satelliten.

Olivier Menanteau (Salon de Provence, Frankreich, 1956) ist mit der Fotoserie "Media Alert" (2006) vertreten, die im Presseraum und in den Korridoren des Weltsicherheitsrats der Vereinten Nationen in New York entstanden ist. Werner Gassers (Meran, 1969) in Berliner Museen "entwendete" Verbotene Bilder thematisieren die Unberührtheit, Einzigartigkeit und Reproduzierbarkeit musealer Kunstwerke. Hans Knapp (Brixen, 1945) zeigt zwei fotografische Arbeiten "Morgen (Ich habe den Bau eingerichtet und er scheint wohl gelungen. Franz Kafka, Der Bau, 1924)" und "Abend (Ich habe den Bau eingerichtet und er scheint wohl gelungen. Franz Kafka, Der Bau, 1924)", die Teil des in den 90er Jahren begonnenen und noch nicht vollendeten Projekts Tholos sind.

Fotografie arbeitet auch mit Inszenierungen. Eleanor Antin (New York, USA, 1945) ist eine Pionierin im Bereich des postmodernen Feminismus. In "The King of Solana Beach" (1974) stattet sich die Künstlerin mit männlichen Attributen wie Bart, Lederstiefeln, Cowboy-Hut oder Jeans aus. In "The rich visit the poor and the poor visit the rich" wirft Elke Krystufek (Wien, Österreich, 1970) einen ironischen Blick auf das "Starsystem" im internationalen Kunstgeschäft. Karl Unterfrauner (Meran, 1965) zeigt in Ohne Titel (2005) isolierte Zweige als inszenierte "fotografische Malerei", die jede Vorstellung von Spontaneität zurückweist.

Den oben genannten Werken werden Arbeiten von sechs Künstlerinnen und Künstlern – Julia Bornefeld, Michael Fliri, Elisabeth Hölzl, Francesco Jodice, Valentina Sartori und Peter Senoner mit dem Kollektiv columbusnext - gegenüber gestellt, die dazu eingeladen wurden, sich mit Exponaten der Sammlung auf einen Dialog einzulassen.


New Entries!
14. März 09 bis 14. Februar 10