Nedko Solakov – Being Vallotton

In der Ausstellung „Being Vallotton” in der Villa Flora in Winterthur schlüpft der bulgarische Künstler Nedko Solakov mit viel Ironie und tiefem Respekt in die Rolle seines künstlerischen Vorbilds Félix Vallotton. Beide wurden sinnigerweise an einem 28. Dezember geboren.

Mit lavierten Zeichnungen und vielschichtigen Bild-Text-Kombinationen hinterfragt Solakov scheinbar kollektive Wahrheiten und verbindet persönliche Anekdoten mit künstlerischen Reflexionen. Zwischen Märchen, Konzeptkunst und Parodie entfaltet sich ein vielstimmiges Werk, das gleichermaßen beunruhigt, berührt und unterhält.

„Es war einmal …” – mit diesen Worten erzählen Märchen von einer zurückliegenden Epoche und beschwören eine andere Realität herauf, die die eigene Wirklichkeitserfahrung durch Illusionen erweitert. Sie haben daher etwas gleichermaßen Beunruhigendes wie Befreiendes. Das gilt auch für die „Geschichten” des bulgarischen Künstlers Nedko Solakov, die als zart lavierte Bild-Text-Kombinationen in oft mehrteiligen Zeichnungszyklen entstehen. Spätestens seit seiner Teilnahme an der Biennale von Venedig (2007) und der documenta (2007 und 2012) gilt der 1957 geborene und in Sofia lebende Solakov als eine der herausragenden Figuren der internationalen Gegenwartskunst.

Der bildende Künstler ist ein begnadeter Erzähler: Seine Zeichnungen handeln von alltäglichen Begebenheiten und erweisen sich zugleich als absurde Kommentare zum menschlichen Dasein. Solakov hinterfragt in seinem formal vielfältigen Schaffen – neben Zeichnungen auch Gemälde und Installationen – scheinbar kollektive Wahrheiten. Er reflektiert das Scheitern als Metapher menschlicher Existenz und entdeckt die Paradoxie als herrschende Struktur in den politischen Weltläufen. Aktuelle Themen in Form von Geschichten zu fassen, die eine präzise Balance zwischen Lust an der Narration und ironischer Brechung halten, prägen sein Werk und machen es unverwechselbar – und äußerst unterhaltsam.

„Being Vallotton”, so der Titel der Ausstellung in der Villa Flora, zeigt den Künstler als großen Bewunderer seines künstlerischen Vorbilds. Indem er in die Rolle des Älteren schlüpft, schafft er eine eigenwillige Neuinterpretation des Klassikers und bindet sein eigenes Schaffen in die großen kunsthistorischen Zusammenhänge ein. Nedko Solakov ist auch ein höchst unorthodoxer Konzeptkünstler, der die Welt, insbesondere die Kunstwelt, mit Humor und Ironie betrachtet und Meisterwerke der Vergangenheit aus zeitgenössischer Sicht neu interpretiert – als grandiose Hommage an Félix Vallotton.

Nedko Solakov
Being Vallotton
Bis 1. März 2026
Kuratiert von Konrad Bitterli
Kunst Museum Winterthur | Villa Flora