Neïl Beloufa. Global Agreement

Der vielfach ausgezeichnete Video- und Installationskünstler Neïl Beloufa realisiert ein einmaliges Projekt: Er macht die Schirn zur Bühne. In verschiedenen Räumen außerhalb der klassischen Ausstellungsflächen der Schirn Kunsthalle Frankfurt errichtet er skulpturale Bühnen, in denen er seinen neuesten Film zeigt. Zentrum und Ausgangspunkt in Beloufas Werk ist der Film. Dessen Produktionsparameter wie Set, Licht, Schnitt und Perspektive wendet er auch für die Entwicklung seiner Bilder, Skulpturen und Installationen an. Diese Installationen und Räume sind Ausdrucksformen der filmischen Erzählung, in und auf denen das jeweilige Narrativ abgebildet wird.

In den Filmen verschmelzen Fiktion und Realität: Der Künstler schafft etwa Situationen, in denen die Protagonisten von Dingen sprechen, die stattgefunden haben könnten oder auch nicht. In einem nächsten Schritt wiederholen sich diese Situationen, als ob sie sich noch einmal selbst beobachten würden – die Fiktion, der Kommentar zur Fiktion und schließlich der Kommentar auf die Herstellung einer Fiktion werden künstlerisch miteinander kombiniert. Von seiner eigenen Wahrnehmung irritiert kann der Betrachter schließlich zwischen wahr und falsch nicht mehr unterscheiden. Immer wieder setzt sich Beloufa in seinen Arbeiten mit der Kunst, mit seinem eigenen Tun auseinander. Seine Werke entstehen kollaborativ, mit dem Ziel, die singuläre Position und die subjektive Perspektive des Autors zu eliminieren.

Beloufa geht es um gesellschaftliche Strukturen. Macht ist ein zentrales Thema in seinem Werk – die sozialen Hierarchien zwischen Menschen und Staaten genauso wie die Macht der Bilder für die Wahrnehmung der Wirklichkeit. Davon ausgehend, dass Realität und Bedeutung heute im Internet entstehen und zuerst auf Bildschirmen wahrgenommen werden und dass Öffentlichkeit dadurch nicht nur beeinflusst, sondern maßgeblich hergestellt wird, analysiert Beloufa in seinen Arbeiten menschliche Beziehungen zu digitaler Technologie und deren Auswirkungen. In der Schirn präsentiert Beloufa in einer Installation seinen neuen Film mit dem Titel "Global Agreement". Diese widmet sich dem menschlichen Körper sowie dessen diskursiver und politischer Bedeutung und zeigt Beloufas jüngstes Interesse an Militär, Waffen, Fitness, Schönheit, Körperkult und an der Selbstinszenierung in den sozialen Medien. Der Künstler führt dazu Interviews mit Menschen, die sich in entsprechenden Internet-Communities und Chatrooms bewegen und austauschen.

Neïl Beloufa (*1985 in Paris) lebt und arbeitet in Paris. Er studierte u. a. an der École Nationale Supérieure des Beaux-Arts und der École Nationale Supérieure des Arts Décoratifs in Paris sowie am California Institute of the Arts, Valencia (USA), und der Cooper Union, New York. Seine Werke wurden bisher in zahlreichen Gruppen- und Einzelausstellungen gezeigt u. a. im K11 in Shanghai, im Museum of Modern Art in New York sowie im ICA, Institute of Contemporary Arts, London, und im Palais de Tokyo in Paris. Neïl Beloufa nahm 2014 an der Biennale of Contemporary Art in Shanghai und 2013 an der 55. Venedig Biennale sowie der Biennial of Contemporary Art in Lyon teil. Er wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet u.a. dem Meurice Prize for Contemporary Art 2013, dem Audi Talent Awards 2011 und dem Agnès B. Studio Collector Award 2010.


Neïl Beloufa. Global Agreement
23. August bis 28. Oktober 2018